Die Zukunft des Rollenspiels wird in Polen gehackt
Der Termin von Cyberpunk 2077 dürfte ohne Frage eine der meisterwarteten Präsentationen der Gamescom 2018 gewesen sein. Und das obwohl nur eine abgewandelte, überholte Version des Gameplays von der E3 gezeigt wurde.
Cyberpunk 2077 ist der neue Titel der Witcher-Macher basierend auf dem Cyberpunk 2020 Rollenspielen von Mike Pondsmith. In einer dystopischen Zukunftsversion der Vereinigten Staaten mit einer Regierung, die ihre Regulierungsmacht verloren haben Konzerne die Macht übernommen. Soziale Probleme haben sich stark verschlimmert, die Unterwelt floriert. Dazu nutzen viele Menschen neue Technologie vor allem für fortgeschrittenes Hacking (Netrunner) und um ihre Körper aufzubessern und mit übermenschlichen Fähigkeiten zu versehen.
Obwohl einen festen Charakter namens V spielt wird der Spieler in Cyberpunk 2077 einen komplexen Charaktereditor nutzen können, der es auch erlaubt männlich oder weiblich zu spielen. Es ging von da direkt ins Gameplay über zu einer sehr shooter-lastigen Rettungsmission. Eine reiche, junge Frau musste von V aus einer Drogenhölle gerettet werden.
In diesen detaillierten Räumen wurde viel geballert und zerlegt, sowie konnten hier erste nützliche Fähigkeiten wie z.B. ein Hypospray für schnellere Wahrnehmung eingesetzt werden. Zudem war der Level nicht ganz simpel geradeaus, als an einer Stelle zu einem übermächtig bewaffneten Gegner kam, konnte dieser nur über eine Attacke von der Seite ausschaltet werden. Die Missionen sollen alle solche alternativen Lösungsmöglichkeiten hinterlegt haben.
Als die zu rettende Frau, komplett nackt, gefunden wurde, konnte V per Hack ihren Premium-Krankenversicherungsservice reaktivieren, welcher sofort ein bewaffnetes Ambulanzteam per fliegendem Wagen hereinrauschen ließ.
Der nächsten Morgen zeigt V in ihrem Apartment, wie sie wieder von ihrem Kollegen abgeholt wird. Und dann geht es zum ersten Mal hinaus in die Häuserschluchten der offenen Welt, die riesig und voll mit Werbung und NPCs unglaublich stark aussah. Durch diese soll man sich auch recht frei mit den retro-futuristischen Fahrzeugen bewegen können.
V’s Freund bringt sie in Kontakt zu einem lokalem Gansterboss, der eine Mission als Aufstiegschance für sie hat: Sie soll Kontakt mit einer hohen, biestigen Konglumeratsabgesandten aufnehmen und eine High-Tech-Militär-Drone auftreiben. Als V sich mit dieser trifft, geht das beinahe schief, da die Dame V nicht vertraut und sie von ihren Söldnern erstmal hacken lässt. Dennoch lässt sie sich letztlich auf den Deal ein, was allerdings für V und ihren Söldner-Kollegen bedeutet eine neue, gefährliche Mission im einen Hauptquartier einer krassen Gangster-Fraktion anzutreten. Diese Typen waren wie eine Gang und nehmen die Augmentierungenmöglichkeiten deutlich zu ernst und gehen damit extrem weit. Teils fehlten ihnen ganze Gesichter, die für bessere Technik ausgetauscht wurde.
Vor dem Besuch dieser Gruppe war es erstmal wichtig, V selbst ein bisschen “aufzubohren”. So begab sich der Spieler zu ihren Untergrund-Implantate-Chirurgen, dessen Klinik den Namen kaum verdiente. Dort holte sich der Spieler u.a. neue Augenimplantate mit besserer Scan-Fähigkeit. Das Skillsystem scheint ausreichend tief gestaltet zu sein. Selbst Kleidung wie eine Lederjacke hatte Bonuspunkte auf Street Credibility.
Als es dann so ausgestattet zu der Gang ging, wirkten diese durch deren Verhalten, Aussehen und Hauptquartier durchaus sehr einschüchternd. Natürlich verlief der Austausch der Kampfdrohne nicht ganz rund und es kam zu einer Konfrontation in Folge dessen V aus dem Gebäude voller alarmierter Gangmitglieder entkommen muss.
Was ab diesem Zeitpunkt gezeigt wurde, war wirklich der krasseste, abgedrehteste Kampf, den man seit Langem gesehen hat. Da wurde Wände und Räume in übertrieben heftiger Manier in Einzelteile zerlegt, ein Electro-Katana kam zum Einsatz und auch die Roboterdrohne half ordentlich den das Gebäude zu verlassen.
Nach dieser großen Mission und deren Abschluss endete auch die Gameplay-Präsentation und ließ den vollgepackten Raum mit offenen Mündern zurück. Uns wurde noch mitgegeben, dass das komplette Spiel bereits vollständig durchspielbar soll, auch wenn es noch lange nicht fertig ist oder wirkte.
Die Grafik sah durchweg überaus detailliert aus und auf einem Level, dass nahe legte, dass CD Projekt Red auch eine Version für die nächste Konsolen-Hardware plant. Dennoch gab es auch hier immer mal ein paar kleinere Clipping-Fehler, die aber an diesem Punkt noch völlig in Ordnung gehen.
Alles im allem war die Präsentation von Cyberpunk 2077 ein riesiger Erfolg und unser Gamescom-Highlight. Noch ist zwar nicht klar, ob alle gezeigten Systeme auch komplett perfekt gestaltet sein werden und dem Gameplay und der Welt zuträglich sind. Allerdings sind die Welt und die Charaktere bereits kongenial designt. Und zusammen mit dem Fakt, dass es zuletzt wenig in dem Genre gab, scheint es, dass dieses Spiel für alle Rollenspieler und Menschen mit den geringsten ersthaften Sorgen um unsere Zukunft ein absoluter Pflichtkauf sein wird. Zudem die Polen von CD Projekt Red immer wieder bewiesen haben, dass sie absolute Qualität abliefern können. Vielleicht schaffen sie es mit Cyberpunk 2077 sogar mit ihrer Gameplay-Mixtur das Genre für die Spielezukunft neu zu definieren.