Neben seinem Job für die englische Königin hatte Daniel Craig letztes Jahr tatsächlich noch Zeit für weitere Projekte. Unter der Regie von Edward Zwick, welcher hierzulande besonders durch seine Werke „Last Samurai“ und „Blood Diamond“ bekannt ist, wagte er mit Defiance ein Action-Drama vor dem Hintergrund des Holocaust. Die auf Tatsachen beruhende Geschichte handelt von einem Dorf in Ost-Europa und beginnt als diese Gegend gerade dem Russlandfeldzug der Nazis zum Opfer fällt.
Die Deutschen töten zu dieser Zeit mit einem bis dahin Juden mit einzigartigem Rationalismus und Tempo, wie es sich bisher niemand hatte vorstellen können. Davon sind die drei Schmuggler-Brüder Tuvia (Craig), Zus und Asael Bielski besonders hart betroffen. So werden neben ihren Eltern auch Tuvia’s Ehefrau und Kind ermordet. Durch die anliegenden dichten Wälder, in denen sie sich besonders gut auskennen, können die Brüder fliehen und sinnen dann natürlich erstmal nur nach Rache. Doch nach den ersten gelungenen Aktionen gegen die Wehrmacht finden sich noch weiteren jüdische Flüchtlinge in ihrem Waldcamp ein und Tuvia schafft es nicht sie sich selbst zu überlassen.
Als es immer mehr Verfolgte in der Gruppe werden realisiert Tuvia irgendwann, dass er deren Sicherheit riskiert, wenn er weiter militant gegen die Deutschen kämpft. Zudem versteht er, dass er den Tod seiner Lieben auch rächen kann, indem er dafür sorgt, dass hunderte anderer Juden ihren Mördern entwischen. So wird aus der Möglichkeit des reinen Überlebens im Laufe der Zeit die einzige Möglichkeit für die Freiheit der Verfolgten. Tuvia fügt sich dabei nach und nach eher widerstrebend in die Rolle des Anführers der Gruppe. Sein Bruder Zus, gespielt von Liev Schreiber, verachtet allerdings diesem neuem zurückhaltenden Kurs, verlässt die Gruppe und schließt sich russischen Partisanen an, mit denen er aber auch zusehends Probleme hat.
Mit den verstreichenden Monaten und Tuvias harter Führung schafft es die Gemeinschaft mehrmals ihren Schergen zu entkommen. Durch beachtlichen Aufwand beim Bau eines Lagerdorfs können sie trotz des brutalen Winters der Gegend im Wald bleiben. Dennoch werden es nicht alle bis ins Frühjahr schaffen. Bemerkenswert ist aber, dass die Gemeinschaft währenddessen weit über den Zweck hinaus zusammenwächst und auch Frauen und Männer als Paare zueinander finden. Die größte Herausforderung angesichts des tödlichen Feindes im Nacken, der jederzeit zuschlagen kann, bleibt dabei jedoch die Hoffnung nicht zu verlieren.
Außer dem Anliegen die Bielski-Geschichte bekannter zu machen und im Kino auch einmal vom jüdischen Widerstand zu erzählen, haben sich die Filmmacher bei diesem Projekt viel gleichzeitig vorgenommen und können leider nicht allen Ansprüchen ausreichend gerecht werden.
Zunächst einmal stellt es als schwierig heraus, dass die Story mit all ihren kleinen Nebenhandlungen und den vielen Charakteren nicht an allen Stellen ausreichend abgeschlossen werden kann. Nur ausgesuchte Aspekte werden tiefer gehend vermittelt. Das sind z.B. der zwiespältige Humanismus des Anführers Tuvia, das durch die Notsituation notwendiger Aufbrechen der damaligen Geschlechterrollen oder die desolate medizinische Situation der Flüchtenden. Andere Themen werden zwar angefangen, aber dann nur oberflächlich ausgearbeitet wie die aufgesetzt wirkenden Hollywood-Lovescenes. Ebenso gilt es für den Aspekt, dass es für die Frauen in dieser Gemeinschaft doch sicherer war sich einen „Beschützer“ zu suchen, auch wenn dessen Frau außerhalb des Waldes vielleicht noch leben konnte. Das wichtigste fehlende, allerdings bewusst außen vor gelassene Element des Drehbuchs ist allerdings die deutsche Seite der Geschichte. Nicht, dass es nötig wäre in jeder Weltkriegsgeschichte das Gesicht des Verbrechens à la „Untergang“ zu charakterisieren. Der Gegner der Bielskis bleibt bei „Defiance“ fast unsichtig oder ist nur indifferent zu sehen. Im Zusammenspiel mit der ohnehin bildlich nicht sehr abwechslungsreichen Geschichte fehlt hier dennoch einfach Kontext.
Der Film wurde zwar in den sehr schön ausgesuchten und gefilmten Wäldern Litauens produziert, da der Originalschauplatz im benachbarten, aber heute diktatorischen Weißrussland liegt. Allerdings stellt die dauerhafte, natürliche Tristesse von Wald auf Filmlänge nur wenig Abwechslung bereit. Möglichweise ist das auch die Erklärung für die Kampfszenen der Bielski-Gruppe, die zwar intensiv sind, allerdings nicht den Tatsachen entsprechen.
Unterschiedlich stellt sich hingegen die Intensität der schauspielerischen Leistung dar. Daniel Craig selbst spielt wieder recht teilnahmslos und zeigt einen Helden, dessen harte Schale er hier jedoch deutlich brüchiger darstellt als die von Bond. Das passt nicht nur besser zu der Rolle des Vaters mit der ermordeten Familie, sondern gibt ihm etwas mehr Potenzial für sein großes Talent. Zu undefiniert ist auch die Rolle des Asael Bielski als dass Jamie Bell eine überdurchschnittliche Leistung zeigen könnte; zu erkennen sind seine Möglichkeiten in dem Film dennoch. Der deutlich beste Schauspieler von Defiance ist aber Liev Schreiber (X-Men: Wolverine), der hier den dritten Bruder Zus spielt. Bei ihm lässt sich die Zerrissenheit zwischen den Rachegefühlen und dem Gefühlen der Humanität den Flüchtlingen gegenüber noch am Besten erkennen. Für die übrigen Rollen engagierte man routinierte Schauspieler aus aller Welt, bei denen aber höchsten Alexa Davalos als Tuvias Partnerin auffällt. Auch den zwei Gelehrten Shimon und Isaac im Camp bei ihrer philosophischen Diskussionen über Religion und Kampf zuzuschauen während sie erstmals mit ihren Händen arbeiten müssen ist sehr erheiternd. Grundsätzlich muss man allen Darstellern bis zum letzten Statisten einen hohen Respekt für die Bedingungen während der Dreharbeiten zollen. Diese waren nicht nur einfach realistisch, sondern auch klimatisch wirklich schwierig.
Genauso wie der Schnee trägt auch das bemerkenswerte Setdesign zu den schönen, harten Bildern bei. Auf den zweiten Blick erkennt man erst wie viel Mühe sich dabei gegeben wurde, die Hütten der Gemeinschaft originalgetreu wiederzuerschaffen. Dabei gibt es für jeden einzelnen Funktionsbereich wie Krankenhaus, Küche oder Gebetshaus den entsprechenden Verschlag. Somit wird das Leben damals ziemlich greifbar. Abgesehen vom bewussten Unterdrücken der Farben zeigt sich die Kamera dennoch die meiste Zeit ziemlich unspektakulär. Erst in den Actionszenen laufen sie die Handkameras zu voller Intensität auf ohne dabei jedoch in eine anstrengende Wackeloptik zu verfallen.
Bei der musikalischen Untermalung verließ Edward Zwick hingegen auf die maschinelle Produktivität von James Newton Howard. Howard indessen konnte neben adäquaten Orchesterpassagen nicht davon absehen sich auf den viel zu naheliegende Sound von Geigensolos zu verlassen. Stargeiger Joshua Bell spielt zwar gut, aber die Idee als solche trieft nur so nach Klischee.
Von dieser klischeebesetzten Darstellung des Judentums ist aber nicht nur die Musik betroffen, auch die Gebräuche der Gruppe werden sehr stark nach bekannten Vorurteilen inszeniert. Dieser Fakt, die bisweilen zu langatmige Inszenierung und mitunter aufgesetzten Dialoge sind in Verbindung mit der Szenenbildarmut die größten Schwächen von „Defiance“.
Defiance ist im Grunde
Defiance ist im Grunde genommen ein guter Film. Gute Schauspieler und passable Geschichte. Jedoch total uninteressant für mich und ich weis nicht, ob auch andere Interesse und Begeisterung für Defiance entwickeln kann. Bei mir hat der Film nicht funktioniert, da mich die Geschichte nicht begeistern konnte.
Das liegt unter anderem an den zähen Mittelpassagen. Zum Ende hin wird Defiance wieder stärker. Ich erinnere mich nur daran, wie sich Craig's Charakter mit einer Lungenentzündung durch den halben Film gequält hat. Dies stellt zwar im Nachhinein die Stärke des Charakters dar. Ich fands aber belastend. Ich hatte aber immer das Gefühl, dass der Film nie richtig auf den Punkt kommt und interessant wird.
Inhaltlich und dramaturgisch schwach. Handwerklich jedoch ganz gut.