Als Paul Verhoeven 1990 seine freie Verfilmung von Philip K. Dicks Kurzgeschichte „We Can Remember it for You Wholesale“ (1966) in die Kinos brachte, sorgte er mit zur damaligen Zeit bahnbrechender Tricktechnik für zeitloses grellbuntes Actionkino. Nicht zuletzt Arnold Schwarzenegger, auf dem Höhepunkt seines Actionheld-Schaffens, sorgte als Douglas Quaid aka Hauser für brachialen Witz und schnörkellose Action. Es ging damals so brutal zur Sache, dass der Film zunächst ab 18 Jahren freigegeben wurde.
22 Jahre später folgt nun eine Neuverfilmung des bekannten Stoffes mit Colin Farrell in der Hauptrolle und Kate Beckinsale als Furie. Regisseur Len Wiseman, der seine Frau in den düsteren Underworld-Filmen als vampirische Kampfamazone gegen Werwölfe und Vampire kämpfen ließ, verlegte den Plot auf die Erde. Anders als beim Vorgängerfilm, der sich zwischen Erde und Mars abspielte, gibt es im Jahr 2084 nur noch zwei bewohnbare Kontinente: die „Vereinigte Förderation von Britannien“ Mitteleuropas und die „Kolonie“ auf dem australischen Kontinent. Die Förderation ist eine schicke hochtechnisierte Gesellschaft mit gutem Wetter und tollen Gebäuden. Es erinnert ein wenig an den Film „Demolition Man“, in dem die Städte Los Angeles und San Diego nach einem Erdbeben zu einem Megakomplex „San-Angeles“ zusammengefasst wurden und sich eine klinisch reine Gesellschaftsform ausbildete. Antagonistisch zur Förderation steht die „Kolonie“, in der die Arbeiter in einer postapokalyptischen Umgebung, die stark an „Blade Runner“ oder „Metropolis“ erinnert, hausen. Verbunden sind beide Kontinente durch den „Fall“. Ein überdimensionierter Fahrstuhl, der die Arbeiter in 14 Minuten quer durch den Erdkern zur Förderation und wieder zurück schießt.
Doug Quaid (Colin Farrell) ist einer dieser Arbeiter, der jeden Tag in einer Roboterfabrik am Fließband steht. Er schraubt an Robotern, die für die Sicherheit der Förderation zuständig sind und auch im Eingangsbereich des „Falls“ omnipräsent sind. Wieder zu Hause verlebt er seine Abende abwechselnd mit seiner schönen Frau Lori (Kate Beckinsale) oder seinen Kumpels in der Bar. Geplagt von einem sich ständig wiederholenden Traum hat Quaid das Gefühl, dass die Fließbandarbeit nicht alles in seinem Leben sein kann. Nach einer abgelehnten Beförderung und dem Tipp eines neuen Kollegen, beschließt er Urlaub vom Alltag zu machen und sich bei „Rekall“ einen „Mind-Trip“ ins Gehirn implantieren zu lassen. Quaid entscheidet sich für eine Erinnerung als Geheimagent, doch bevor diese implantiert werden kann, stürmen Spezialeinheiten „Rekall“ und töten alle Angestellten. Quaid flüchtet in seine Wohnung und stellt fest, dass auch seine Frau ihm nach dem Leben trachtet. Es folgt eine lange Hetzjagd über die Dächer der Kolonie. Er trifft Melina (Jessica Biel), an die er sich nicht mehr erinnern kann. Es stellt sich heraus, dass Quaid eine Erinnerung im Kopf trägt, die für den autoritären Kanzler Coohagen (Bryan Cranston) und für die Untergrundbewegung von hohem Wert ist. Quaid, der an durchgehender Amnesie leidet, erfährt via Videobotschaft von seinem alter Ego Hauser wer er ist oder zu sein scheint. Melina führt ihn zur Widerstandsbewegung um den mysteriösen Mattias (Bill Nighy), der versucht die totale Erinnerung aus Quaids/ Hausers Kopf herauszufiltern. Und wieder stürmen die Spezialeinheiten.
Ein Remake muss sich den Vergleich mit dem Original gefallen lassen, auch wenn Len Wiseman mit seinem 200 Mio. Dollar Budget einen eigenständigen Film machen wollte. Das opulente Setdesign kommt tatsächlich dreckiger und düsterer daher als Verhoevens poppige Variante. Leider bleibt es dabei. Die Anleihen aus Science-Fiction-Klassikern wie Metropolis, Star Wars, Blade Runner oder Demolition Man sind so offensichtlich, dass man sich fragt warum überhaupt noch so einen Film. Selbst beim Sound finden sich Beispiele aus anderen Filmen, die fast original übernommen wurden. So klingen die Fahrzeuge wie die Raumschiffe aus den neuen Star Wars Filmen.
Im Jahr 2012 sind die Muskelmänner der 1980er nicht mehr gefragt. Colin Farrell nimmt man den bodenständigen Doug Quaid durchaus ab. Er passt in die Rolle des mit dem Leben hadernden, in Bars rumhängenden Typen, der mit seinem Welpenblick jede Frau schmachten lässt. Das ändert sich aber mit seiner Mutation zu Hauser. Farrell ist einfach nicht der Typ Superagent, der zehn austrainierte Sturmtruppen in voller Kampfmontur nur mit den Fäusten erledigt. Zumal man mit Fäusten auch keinen Helm durchschlagen kann. Kate Beckinsales Mutation von der liebenden Ehefrau zur Furie nimmt man ihr zwar ab, doch hätte ihrer Figur etwas mehr Tiefe nicht geschadet. So rennt, prügelt und schießt sich Beckinsale durch den gesamten Film und verharrt in der Mimik der hassenden Furie. Jessica Biel als Melina bleibt seltsam blass und das obwohl ihre Rolle durchaus ausbaufähig gewesen wäre. Sie wirkt reduziert auf das Anhängsel Quaids/ Hausers, das ihm auf der Flucht ständig von Matthias und dem Widerstand erzählt und ihm klarzumachen versucht wie wichtig er ist. Bill Nighy als Matthias ist kurz gesagt eine verschenkte Besetzung gewesen. Einen Schauspieler wie ihn nur einen Kurzauftritt mit nichtssagenden Handlungen und Dialogen zu geben ist einfach verschenktes Potential. Bleibt nur noch der autoritäre Kanzler Coohagen zu erwähnen. Science-Fiction-Filme wie diese stehen und fallen mit dem Antagonisten. Bryan Cranston wird man als Bösewicht wohl kaum in Erinnerung behalten. Zu flach ist seine Darstellung. Er glänzt zwar durch Brutalität, dabei bleibt es aber. Denn irgendwie weiß man am Ende nicht mehr was er eigentlich wollte. Die Weltherrschaft? Den Kontinent?