Stille Nacht, Schwarz und Weiss ... die Nacht über der Stadt der Sünde ist es noch still bis ein Schuss die Nacht erhellt. Dieser Schuss ist kaum zu hören, da es in der Stadt der Sünde nicht nur eine gequälte Seele gibt. Sin City ist eine Stadt, in der Korruption herrscht, Prostituierte das Strassenbild prägen und in der perverse Killer ihr Unheil treiben. Während dies der Zuschauer in seinem Kinosessel nach den ersten Filmminuten realisiert, wird der Schriftzug von Sin City schon in knalligem Blut getränkt. Ab hier beginnt einer der schönsten, brutalsten und stilisiertesten Filme der letzten Jahre.
Schon lange gibt es niemanden mehr, der Basin City noch bei ihrem richtigem Namen nennt. Der Name der Stadt ist von den Stürmen der Sünde heimgesucht worden und diese tauften die Stadt in "Sin City", wo es keine Helden gibt und hoffnungslose die Straßen bevölkern. Die Grenzen zwischen Gut und Böse sind schon längst verschwommen und keiner der Bewohner von Sin City ist mehr unschuldig. Jeder hat irgendwie eine Leiche in seinem Keller. Die Geschichte von Sin City beginnt auf einem Hochhaus. In diesem Epilog, sehen wir wie Josh Harnett und Maley Shelton gekonnt die Ouvertüre einspielen ... Wie es nicht anders zu erwarten ist, gibt es zu Beginn dieses Stücks kein Happy-End. Die Geschichte nimmt vielmehr ein trauriges Ende.
Der Film ist in drei große Hauptgeschichten unterteilt, die uns Robert Rodriguez hintereinander erzählt. Der Plot ist jeweils immer recht simple gestrickt und die Episoden des Films basiert aus der Comic-Reihe Sin City, die 1991 von Frank Miller gezeichnet und erschaffen worden sind.
Den Anfang macht das Kapitel "Stadt ohne Gnade" (The Hard Goodbye) in dem Mickey Rourke als Marv die Straßen von Sin City unsicher macht. Marv ist hierbei ein verrückter Killer, der durch seine Statur einem Monster gleicht. Er geht absolut ohne Kompromisse und Skrupel gegen seine Feinde vor. Doch in Wirklichkeit ist Marv Sin City's bester Bürger. Die Geschichte beginnt damit, dass Marv die wunderschöne Goldie (Jaime King) kennen lernt und sie ihm all die Liebe gibt, die das "Monster" aufgrund seines Äußeren vorher nie erfahren hatte. Doch wie es der Zufall möchte, liegt Goldie nach der Liebesnacht tot neben Marv. Als er erwacht findet er sie ermordet neben sich und ihm wird dieser Mord in die Schuhe geschoben, denn direkt nachdem Marv erwacht, steht auch schon die Polizei vor der Appartementtür. Hier bleibt keine Zeit und Marv ist auf der Flucht und kämpft sich durch die Polizeimassen um nur eins zu erfahren... Wer hat Goldie getötet... Auf seinem Weg zur Wahrheit geht er voller Wut gegen alles vor, was sich ihm in den Weg stellt um letztendlich den Gegner auf perverse Art und Weise zu foltern... So, wie er es mit all seinen Opfern getan hat.
Der Mittelteil von Sin City bildet "Das große Sterben" (The Big Fat Kill). Diese Episode ist der Mittelpunkt des Films in der Clive Owen der den ehemaligen Journalisten Dwight spielt. Dwight ist ebenfalls ein Antiheld, der nunmehr ziellos durch die Stadt der Sünde irrt. In einer Nacht aber lernt Dwight die Kellnerin Shellie (Britany Murphy) kennen und hat mit ihr auch gleich ein kleines Stelldichein. Ausgerechnet in jener Nacht steht Shellie's Lover Jackey Boy (Benicio Del Toro) mit seiner Gang vor ihrer Tür und fordert sie auf, die Tür zu öffnen, da er sie sonst eintritt. Hier ist wieder Ärger vorprogrammiert und der Irre Jackey Boy wird wenig später im Stadtviertel der Prostituierten nieder gestreckt. Hierbei stellt sich leider heraus, dass Jackey Boy nicht nur ein kranker Psychopath sondern auch ein verdeckter Ermittler der Polizei war, der es nicht immer ganz so ernst mit dem Gesetz genommen hat. Das Problem das nunmehr in Jackey Boy darstellt ist, dass Gail (Rosario Dawson), die Anführerin der Prostituierten einen Packt mit der örtlichen Polizei hat. Beide Parteien lassen sich in Ruhe und dulden einander. Wenn nun dieser Mord herauskommt würde es Krieg in der Straßen der Sünde geben. Hier kommt Dwight wieder ins Spiel, denn er ist nicht ganz unschuldig an diesen Missständen und somit muss er nun in einem Himmelfahrtskommando die Leiche entsorgen ohne das es die Polizei mitbekommt.
Das Ende von Sin City bildet "Dieser feige Bastard" (That Yellow Bastard). In dieser Episode erfahren wir, wie der Herzkranke und kurz vor der Pensionierung stehende Polizist John Hartigan (Bruce Willis) ein letztes mal das Richtige tun möchte und so den Freak Junior bis auf den tot jagt. Junior (Nick Stahl) ist ein perverser Kindermörder der ein elf jähriges Mädchen in seiner Gewalt hat. John geht hierbei ohne Kompromisse, wie einst Dirty Harry, vor und schießt sich den Weg zu seinem Feind durch. Hier wird auch Hartigan's Partner Bob (Michael Madsen) mit einem harten Kinnhaken bedient. Doch als Hartigan Junior stellen und töten möchte, fällt ihm sein Partner, der wieder von den Toten erwacht ist, in den Rücken und schießt Hartigan nieder. John wird daraufhin schwarz vor Augen und findet sich bald in einem Krankenhaus wieder. Hier stellt sich heraus, dass der kranke Freak Junior der Sohn des örtlichen Governors ist. Dieser vertuscht die Angelegenheit und schon bald werden Hartigan die Taten in die Schuhe geschoben. Es vergehen Jahre, Hartigan sitzt mittlerweile in Einzelhaft und schreibt sich regelmäßig Briefe mit dem ehemals geretteten Mädchen Nancy (Jessica Alba). Sie ist mittlerweile zu Frau geworden und Hartigan hatte ihre Identität immer geheim gehalten. Doch als die wöchentlichen Briefe von Nancy ausbleiben befürchtet er schlimmes. Hartigan muss raus um wieder das Leben von Nancy zu retten.
Der Film Sin City nimmt sich die ersten drei Comic Novels als Vorlage, die durch Frank Millers Aufsicht am Set Szene für Szene verfilmt wurden. Somit ist der Film eine originalgetreue Nachbildung des Comics. Sin City ist in meinen Augen einer der bislang besten Comicverfilmungen, mit der Hollywood aufwarten kann. So originalgetreu wurde bislang noch nie ein Comic adaptiert und man kann im Grunde im Kino die Seiten des Comics mit jeder einzelnen Szene mit umschlagen. Anfangs war Miller immer gegen eine Verfilmung seines Babys und Sin City galt aufgrund seiner Perversität und Brutalität immer als unverfilmbar. Doch Robert Rodriguez, der Schöpfer von "El Mariachi", "From Dusk Till Dawn", "Desperado" und "Faculty" wagte sich an den Stoff und hatte hierbei ein sehr glückliches Händchen.
Neben den tollen Bildern wurde für den Film natürlich der trockene und schwarze Kommentar der Charaktere genau übernommen und die Geschichte wird meist durch die Erzählstimme der auf der Leinwand sehenden Hauptfigur erzählt. Diese Art gab es bislang noch nicht so im Kino zu sehen und das dürfte für manche Zuschauer etwas gewöhnungsbedürftig sein. Ich habe auch schon von Stimmen gehört, die diesen Erzählstil anstrengend fanden. Die vielen Off-Stimmen der Akteure vermitteln dem Zuschauer die jeweiligen Gefühle und Gedanken. Somit wird die schauspielerische Komponente des Darstellers ein wenig abgestuft, da Gemütszustände eher durch die Dialoge nahe gebracht werden. In meinen Augen ist dies kein Nachteil und dies bildet im Kontext der Bilder eine wunderbare Sicht der Dinge. Sin City hat einfach einen trockenen Humor und bedient sich der Ästhetik der frühen Film-Noir Kriminalfilme aus den 50ziger Jahren. Es geht hier nicht als um die banale Brutalität. Es geht vorwiegend um Ehre, Verrat, Rache und die verzweifelte Suche nach der einen großen und alles erfüllenden Liebe. Die erste Geschichte bietet schon recht harten Tobak. Denn hier werden Gliedmaßen abgetrennt, schwarzer Humor wird über die Leinwand geschüttet und die rabenschwarzen Dialoge sprühen nur so vor Wortwitz. Mickey Rourke hat seit langem wieder eine perfekte Rolle auf den Leib geschneidert bekommen und man kann sich niemanden anders als ihn in dieser Rolle vorstellen. Mr. Rourke spielt hier ganz groß auf.
Schwarz oder Weiss... Ein dazwischen gibt es nicht, denn mit Schwarz und Weiss haben wir genau zwei Farben die am weitesten voneinander entfernt sind und die die größten Kontraste bilden. Genau in diesen beiden extremen bewegt sich Sin City. Frank Miller, der Schöpfer der dunklen Comic-Serie arbeitet in seinem Comic diese extremen Kontraste meisterlich heraus. Dieses optische Mittel Comics wurde perfekt in Form des Films auf die Leinwand gebracht. Hier wurde das Schwarz und Weiss des Comics in seinen dunklen Farben übernommen und es werden manchmal einige kleine Farbakzente gesetzt. So sind zum Beispiele die Lippen mancher Frauen extrem rot oder das Haar des Charakters Blondie extrem Blond. Die immer vorhandene und überstilisierte Gewalt, wirkt durch die Farben nicht mehr so extrem und verleiht dem Film mehr den je einen unglaublichen Comictouch. Sin City galt oft als unverfilmbar, da das Comic nur so vor Gewalt strotzte. Aber die Gewalt wird hierbei nicht banal stilisiert. Sie ist immer nur Mittel zum Zweck und durch die Comichafte und schemenhafte Darstellung schwächt diese wiederum etwas ab. Trotzdem wirken einige Szenen sehr makaber, sind aber in ihrem Kontext immer plausibel.
Irgendwie liegt Sin City zwischen den beiden extremen Schwarz und Weiss. Zum einen führt Sin City eine äußerst dunkle Schiene auf der all die Gewalt, Brutalität und Sünden der Stadt ablaufen und dann begibt sich Sin City wieder auf die helle Seite, auf der neben all dem bösem Handeln auch noch das Gute steckt und so die moralische Tugenden der Antihelden hervortreten. All die unterschiedlichen Charaktere werden von der weiblichen Spezies Frau geleitet bzw. manipuliert. Alle Figuren, egal ob Protagonisten Antihelden, Bösewichte sind von dem Geschöpf Frau extrem abhängig. Somit ist eigentlich immer eine Frau der Antrieb für alle Geschichten in Sin City. Frank Miller stellt in seinem Universum die Frauen als starke und emanzipierte Charaktere dar. Vorrangig denkt man dies erst gar nicht, da man nur das nackte Fleisch sieht. Doch sieht man einmal hinter die Fassade, erkennt man das sich hinter den weiblichen Charakteren starke unberechenbare Frauen verstecken, die die Männer wie Spielzeug dirigieren, herumschubsen und manipulieren.
Die Darsteller hat Rodriguez sehr bewusst ausgewählt. Hierbei nutzt er seine Erfahrung aus der Vergangenheit und Rodriguez konnte Mickey Rourke als Marv verpflichten. Mickey Rourke erfüllt die Rolle des Marv so genial. Er sieht aus wie die Figur im Comic und trotz seines äußeren (ein wirklich harter Hund) ist Marv in seinem Inneren ein zahmes Hündchen, der den Reizen einer Frau verfallen ist. Neben Rourke wissen eigentlich alle Schauspieler zu gefallen. Sei es nun Josh Hartnett, Benicio del Toro, Clive Owen, Jaime King, sexy Jessica Alba und Brittany Murphy, Nick Stahl, Rutger Hauer, Michael Madsen, Bruce Willis und letztendlich Elijah Wood. Alle fügen sich sehr gut als großes ganzes zusammen und halten das Werk am Leben.
Robert Rodriguez versteht es sehr gut das Comic zu adaptieren. Hierbei gibt es keine freie Adaption, wie es wahrscheinlich viele andere Regisseure gemacht hätte. Neben Rodriguez und Miller hat auch noch Rodriguez's bester Kumpel Quentin Tarantino einem Part von Sin City verfilmt. Wo er dies jedoch getan hat, wird an dieser Stelle nicht verraten. All jene, die Sin City sehen oder gesehen haben und die Tarantino Filme kennen, dürften den Stil von Quentin jedoch erkennen.