Chicago. 1930. Die Stadt wird von der Unterwelt regiert, an ihrer Spitze Al Capone. Einer seiner gefürchtetsten Killer ist Michael O'Sullivan, genannt der Engel des Todes. Doch O'Sullivan wird selbst zur Zielscheibe des Mob, als sein achtjähriger Sohn Zeuge eines Gang-Massakers wird. Seine Frau und der zweite Sohn werden kaltblütig ermordet, O'Sullivan und sein älterer Sohn können entkommen und leben fortan auf der Flucht. Es dauert jedoch nicht lange, bis der Engel des Todes sich auf die Suche nach den Mördern macht, um Rache zu üben.
Engel des Todes
Wie die Träume mancher Leute sind meine Erinnerungen in Schwarz-Weiß.
Michael Sullivan ist traurig. Da man ihm alles genommen hat, was sein Leben lebenswert macht. Seine schmutzige Arbeit diente ihm nur zu einem Zweck. Er wollte sich und seine Familie glücklich machen. Doch diese Arbeit birgt viele Gefahren. Das Milieu, in dem Michael Sullivan verkehrt, ist skrupellos, unberechenbar und tödlich und genau diese Tatsache bekommt der Engel des Todes schon sehr bald zu spüren. Die Geschichte die uns Sam Mendes erzählt, spielt in den 30ern Jahren, kurz vor der Probation. In einer Zeit in der einzelne Personen soviel Macht haben, dass diese ganze Städte regieren können. Road to Perdition zeigt dem Zuschauer in sehr atmosphärische Bilder, die mit einem wundervollem Soundtrack untermalt sind, den Weg eines Mannes, der zur Selbstjustiz greift, um den Tod seiner Frau und seines kleinen Sohnes zu rächen. An seiner Seite befindet sich sein Erst geborener Sohn (Michael Jr.), der Zeuge des Massakers war.
Stadt der Toten
Ich schlief wenig. Mein Vater fuhr still auf Nebenstraßen über Land.
Neben dem Zentralen Motiv der Selbstjustiz, herrscht in Road to Perdition ein starker Vater-Sohn-Konflikt. Zwischen Michael Senior und Junior entwickelt sich im Verlauf des Films eine innere Verbundenheit. Anfangs gilt Hanks noch als autoritäre Person. Doch mit der Zeit wird er der Vaterfigur gerecht und er schafft es, die anfängliche Barriere zwischen sich und seinem Sohn zu durchbrechen. Hanks spielt mal wieder gewohnt souverän seinen Stiefel runter. Er hat immer diesen gleichen traurigen, leicht depressiven Gesichtsausdruck, mit dem er wie Versteinern seine Gegenspieler beobachtet. Doch im Laufe des Filmes macht der Charakter des Michael Sullivan eine Entwicklung durch. Vom Killer zum besorgtem Vater. Für den alten Herren Rooney ist Michael wie der Sohn, den er nie hatte. Michael ist Rooney überaus loyal gegenüber. Rooney´s Sohn ist genau der Gegenpart zu Sullivan. Er ist hinterlistig, macht gierig und skrupellos. Er ist derjenige, der nach dem Tod seines Vaters, dass Rooney-Imperium weiterleitet und dieses wahrscheinlich in den Ruin führen würde. Paul Newmann spielt den alten Mann Rooney sehr Ausdrucksstark. Ohne viele Worte zu verlieren, reichen meist schon vereinzelte Blicke, um den Zuschauer für sich zu gewinnen. Man sieht ihm seine Verletzlichkeit an und er sieht in Michael Senior und dessen Familie einen „Ersatz-Sohn“. Trotz der Verbundenheit zwischen Rooney und Michael kann er seinem leiblichen Sohn, die grausamen Morde an Sullivans Familie nicht verurteilen. „Ich verfluche den Tag an dem du geboren bist." Doch Rooney vergibt seinem Sohn, in dem Gewissen, Michael Senior und Junior notgedrungen einen Killer auf den Hals zu jagen. Zu diesem Zeitpunkt taucht, der seltsamste Charakter des ganzen Filmes auf. Maguire, der hervorragend von Jude Law dargestellt wird. Auch hier ist die Körpersprache Maguire´s sehr gelungen. Anfangs sieht Maguire zerbrechlich und krank aus. Doch in Wirklichkeit ist er unberechenbar und physisch krank. Maguire findet Gefallen daran, Tatorte zu fotografieren und er verdient sich somit etwas Geld nebenher. Manchmal legt er sogar selbst Hand an. Maguire ist wie Sullivan ein eiskalter Killer, der unliebsame Leute aus dem Weg räumt. Es ist mal wieder verblüffend, wie Wandlungsfähig dieser Jude Law ist. Doch mir kommt dieser Charakter im Film eindeutig zu kurz. Ich finde es ein wenig Schade, dass Maguire erst in der zweiten Hälfte des Films zum ersten Mal auftaucht. Sehr gelungen finde ich die Szene im Diner am Highway zwischen Hanks und Law. Beiden steht die Anspannung ins Gesicht geschrieben. Das Gespräch zwischen Hanks und Law erinnerte mich an Michael Mann´s Heat. Ähnlich wie De Niro und Pacino sitzen sich beide Kontrahenten gegenüber und führen ein mehr oder weniger sinniges Gespräch über Gott und die Welt.
Comic-Novel
Road to Perdition basiert auf der Comic-Novel von Max Allan Collins. Das Comic ist gute 300 Seiten stark und ist komplett in Schwarz-Weiß gehalten. Die Atmosphäre des Comics vermittelt sehr gut die Probleme der damaligen Zeit. Road to Perdition ist ein sehr filmisches Comic, da es auf eine schnelle, schnörkellose Erzählweise und die hyperrealistischen Zeichnungen setzt. Im direkten Vergleich zum Film weicht die Geschichte des Comics etwas von der des Films ab. Beide Medien haben aber ihre Vorteile. In der Graphic Novel sind die Kulissen und Figuren echter, und im Film ist die Handlung ausgereifter. Für Leute, die bislang nur den Film kennen und diesen mochten, ist das Comic sehr ans Herz zu legen. Die Graphic Novel weicht die Story in einigen Punkten doch stark der vom Film ab. Auch die Gewalt wirkt im Comic viel realistischer und brutaler. Im Film wirkt die Gewalt leider etwas geschnitten, da Sullivan sehr kompromisslos seine „Arbeit“ vollrichtet. Erzählerisch gibt es zwar besseres, aber vom Graphischem Stil her ist das Comic einmalig.
Straße ohne Ende
Für meinen Vater und mich war die Straße nach Perdition endlos. Wir hätten schon tausendmal dort sein können in diesen langen Monaten...