Pandorum: Die unendliche Leere der menschlichen Psyche - pixelmonsters.de
Pandorum - Header

Pandorum

von ComancheMan,

Irgendwann in der Zukunft, nachdem in etwa 150 Jahren die Erde weitgehend ausgebeutet worden ist und unwirtlich geworden ist, wachen an Bord eines Raumschiffs kurz nacheinander die zwei Astronauten Bower (Ben Foster) und Payton (Dennis Quaid) aus einem Hyperschlaf auf. Doch auf Grund einer Nebenwirkung dieses vieljährigen Schlafs leiden sie unter totaler nur langsam nachlassender Amnesie, sodass sie selbst ihre Namen erst von ihrer Ausrüstung ableiten müssen. Nachdem sie anfangen einander zu trauen, realisieren sie, dass sie sich auf dem Raumschiff Elysium befinden und dass das erhebliche technische Probleme hat. Ohne genaues Wissen über ihre Mission wird ihnen klar, dass sie zur Flugcrew gehören und dass sie das Schiff reparieren müssen, um dessen Totalausfall abzuwenden. Der abgeklärte Lieutenant Payton schickt also den Ingenieur Bower durch die dunklen Leitungen und Gänge des riesigen Schiff auf den Weg zum Reaktor, den er reparieren soll.
Es dauert nicht lange und Bower bemerkt allerlei komische und seltsame Details bei denen die Leiche eines Crewmitglieds noch das Harmloseste ist. Er entdeckt bald, dass er und Payton nicht die Einzigen auf dem Schiff sind. Als er dann von schrecklich entstellten Wesen gejagt wird, kommt ihm die misstrauische und aggressive Deutsche Nadja (Antje Traue) gegen diese Hunter zur Hilfe und überlasst ihn kurz darauf wieder sich selbst. Allerdings hilft sie ihm noch sich an wichtige Details zu erinnern: Das Raumschiff Elysium ist eigentlich ein Kolonisierungsfrachter für mehrere Tausend Menschen, die den erdähnlichen Planeten Taris besiedeln sollen. Die Reise dahin war für rund 130 Jahre angesetzt, sodass die Passagiere in Hyperschlafkammern den Flug überspringen müssen, während mehrere Flugteams schichtweise das Schiff überwachen sollten.

Als Bower und Payton am Funk darüber grübeln, was wohl schief gelaufen ist, trifft Bower bald den asiatischen Manh. Die Beiden können sich aber nur soweit verstehen, dass klar wird dass Manh zum Agrarteam gehört. Bei einer erneuten Konfrontation mit den Huntern zeigt sich, dass er auch beträchtliche Fähigkeiten im Überlebenskampf entwickelt hat. Nach dem Bestehen dieser brenzlichen Situation beschließt auch Nadja den Beiden auf ihrem Weg zum Reaktor zu helfen. Sie offenbart sich als Teil des Bio-Wissenschafts-Teams, das die Reise vorbereitet hatte. Nadja vermutet die Hunter als eine Mutation der transportierten Menschen durch eine genetische Beeinflussung während der Schlafphase. Jetzt, da diese wach sind, sind sie auf der Jagd nach Nahrung. Menschenfleisch.
Irgendwann währenddessen das Team von Payton durch das Schiff gelotst wird, entdeckt der Lieutenant in seinem Abschnitt einen weiteren Überlebenden. Obwohl dieser komplett verstört und verängstigt ist, klärt sich bald, dass er Corporal Gallo ist. Gallo wird zwar erst nach und nach zugänglicher, schnell versteht Payton jedoch, dass er Mitglied seiner Vorgänger-Flugteams war und so stellt sich die Frage, was er über die Ursachen des Fehlschlags der Mission weiß. Gallo wird indes immer stärker und selbstbewusster. Von da an dauert es nicht lange bis sich die beiden Soldaten gegenseitig beschuldigen an den Symptomen der Weltraum-Schizophrenie Pandorum zu leiden, die sich in allgemeinem Misstrauen und einem gehörigen Gottkomplex äußert. Dass dabei außerdem noch eine besondere Verbindung zwischen Gallo und Payton existiert macht die Aufgabe von Bower letzten Endes noch wesentlich schwieriger.

Pandorum Trailer

Die Produktion „Pandorum“ hatte bisher ja kaum Aufmerksamkeit auf sich gezogen, mal abgesehen davon, dass der Film mit dem Star Dennis Quaid in Berlin-Steglitz und Babelsberg gedreht wurde. Möglicherweise ist man als Filmfan ob der amerikanisch-deutsch koproduzierten Werke mit phantastischem Hintergrund der letzten Jahre einfach nur sehr skeptisch geworden. Was mit einfach zu sammelnden deutschen Produktionsfondsgeldern begann und dann auch auf Grund günstiger Produktionskosten fortgeführt wurde hatte zwar einige Blockbuster hervorgebracht. Doch im phantastischen Genre blieb die Qualität letztlich durchgängig mittelmäßig. Ob „Pandorum“ als Sci-Fi-Horror-Melange mit Psycho-Anteil da herausstechen würde konnte man vorab nur bezweifeln. Zwar wurde er unter deutscher Regie gefilmt, aber stammt dennoch ausgerechnet aus der Produktionsgemeinde, die „Perlen“ wie Mortal Kombat, Resident Evil und die misslungene Alien-vs.-Predator-Reihe zu verantworten hatte. Namentlich hat vor allem der überschätzte Paul W.S. Anderson, dem nur der sehr ähnliche Event Horizon wirklich gelungen ist, seine Finger hier im Spiel. Die kreative Verantwortung für „Pandorum“ liegt jedoch bei Newcomer-Hollywood-Regisseur Christian Alvart (Antikörper), der zwei geplanten Projekte für die Geschichte des Films zusammenwarf.

Und wahrhaftig muss man auch eingestehen, dass das dem Film deutlich anzumerken ist. Im Wesentlichen behandelt „Pandorum“ zwei Storystränge, die sich in den Figuren Payton und Bower manifestieren und sich nur anfangs und im Finale wirklich verknüpfen. Dazwischen haben beide Teile der Geschichte fast nur über den Funkkontakt der Beiden Bezugspunkte. Das wäre allerdings nicht weiter problematisch, wenn nicht beide Anteile so seltsam wenig zueinander passen würden und dazu auch noch die dramatische Qualität beider Teilgeschichten gleich wäre.

Konkret stellt sich das so dar, das die Payton-Geschichte, von Dennis Quaid solide, aber nicht bemerkenswert gespielt, eine dunkle, psychotische Story über Langzeit-Weltraumreisende und deren mentale Spätfolgen ist. Eine schöne Anekdote über die menschliche Selbstüberschätzung und die Unmöglichkeit der eigenen quälenden Leere zu entkommen, nur weil man versucht irgendwo eine neue Chance aufzubauen. Auf der anderen Seite hat man einen simpel gestrickten Survival-Action-Film mit Horror-, Ekel- und Zombie-Elementen genauso wie wirklich wirr und überflüssig eingestreuten Martial-Arts-Szenen. Was die Schauspieler in diesem Teil des Films fordert ist weniger die emotionale Darstellung als körperliche Anstrengung der letztlich gut choreografierten Kampfszenen. Fast durchgehend gewinnt man in dieser Part den Eindruckung der Film wäre eine Videospiel-Verfilmung, was nicht so sonderlich weit hergeholt ist, da der letztes Jahr veröffentlichte Shooter „Dead Space“ ein sehr ähnliches Setting und Ablauf hat. Mit dem kleinen Unterschied, dass das Spiel deutlich mehr Emotionen zu wecken vermag und das ganz ohne echte Darsteller.
Überhaupt können bei „Pandorum“ weder Altstar Dennis Quaid (z.B. Traffic) noch der junge Hype-Actor Ben Foster (Alpha Dog, X-Men 3) die Höhepunkte ihres Schaffens abrufen. Die junge deutsche Musical-Darstellerin Antje Traue findet über die Körperlichkeit hinaus an der Rolle keinen Konflikt, an dem sich abarbeiten könnte und versagt bei der eigenen Synchronisation. Über den Ex-Kampfsportler Cung Le, dem das Buch gleich die Kommunikation in der Sprache der anderen Rollen verbietet, braucht man insofern auch keine Worte verlieren. Aber wenn es interessiert: er kämpft gut.

Was die sonstige handwerkliche Ausführung des Films angeht bleibt ein interessantes Monster-Design und vielleicht sogar das Letzte mit dem die Legende Stan Winstons (Jurassik Park) noch selbst zu tun hatte. Mit digitalen Effekten wurde sich außerdem angenehm zurückgehalten, sodass es durch sie eigentlich nur zwei Einstellungen misslingen, von denen eine leider ausgerechnet den Pariser Platz im Berlin der Zukunft darstellen soll. Entsprechend fällt der Kamera ebenfalls nur wenig Bemerkenswertes ein. Signifikant ist dagegen aber durchaus der Schnitt, der gerade in Action-Szenen ein seltsam stakkato-ähnliches Tempo anlegt.

Pandorum


Produktion USA 2009
Laufzeit 109 Minuten
Kinostart 1. Oktober 2009
Fazit von ComancheMan

„Pandorum“ ist leider nur ein durchwachsener Sci-Fi-Film geworden, die keine Videospiel-Verfilmung sein will, sich aber deren Formen bedient. Das ist nicht nur schade für die Schauspieler, die durchaus Starpotenzial ausschöpfen könnten. Sondern auch für die deutschen Einflüsse auf den Film, die langfristig auf das Image deutscher Science-Fiction-Produktion durchschlagen dürfte. Gründe dafür sind bei „Pandorum“ vor allem die schlecht zusammen gebrachten Grundideen beider Erzählstränge, aber vor allem der Mangel an ausgearbeiteten Charakteren, der die Schauspieler ziemlich allein lässt. Regisseur Alvart mag Talent für Bildgestaltung besitzen, mit Figuren, die den Zuschauer berühren, versagt er in diesem Werk ziemlich. Unpassende Elemente wie die guten Martial-Arts-Kämpfe werden wahrscheinlich dafür sorgen, dass der Film ein gewisses Zielpublikum erreicht. Vom Anspruch her geht der interessante psychologische Teil der Geschichte dadurch aber gegen aktuelle Arthaus-Sci-Fi unter.

6
/ 10