Mein Blick schweift über die weiten Ebenen dieses all zu fernen Landen. Die Inspiration, die Poesie, die spirituelle Kraft ist allgegenwärtig und man spürt sie überall. Doch in dieser Idylle atmet und inhaliert man auch die kalte Gewalt der Klingen und Waffen mit jedem Atemzug ein. Doch die Geschichte um den letzten Samurai beginnt ganz wo anders. Und zwar am anderen Ende der Welt.
San Francisco, wir schreiben das Jahr 1876. Captain Nathan Algren (Tom Cruise) ist ein Mann, der bereit ist zu sterben. Ohne jeden Lebensfunken, allein, depressiv und voller Hass gegen das eigene Volk, wandelt Nathan durch die vereinigten Staaten, um als Werbefigur, Gewehre der Firma Winchester unter das Volk zu bringen. Nathan ist zu diesem Zeitpunkt ein seelisches Wrack und er versucht, seine Erinnerungen, all die Qualen und Alpträume im Alkohol zu ertrinken und aus seinem Hirn zu streichen. Früher wurde Captain Algren als Held gefeiert, als er aus dem triumphalen Krieg um Amerika's Geschichte zurückkehrte. Hier wurden Siege gefeiert, die eigentlich ein feiger & ungleicher Angriff gegen die uralten Stämme der Indianer waren. Kaltblütig, babarisch und unmoralisch. Doch im gleichen Atemzug spricht die "Zivilisierte westliche Welt" von Barbaren mit Pfeil und Bogen. Doch eigentlich weis niemand, dass die Soldaten diese Anerkennung nicht verdient haben. 1876 verdient sich Algren seine harten Dollar durch die Erzählung seiner "heroischen" Schlachten. Nathan ist äußerst desillusioniert und er wäre lieber im Krieg gefallen. Doch die Wende für Nathan erfolgt, als ihm ein lukratives Angebot des Japanischen Kaisers unterbreitet wird. Captain Algren wird damit beauftragt, die Truppen des Kaiser im Umgang mit Feuerwaffen zu schulen und damit, die Truppen mit westlichen Idealen/Kampfgeist zu prägen. Da Nathan nichts zu verlieren hat und er glaubt für nichts anderes geeignet zu sein, geht er ohne zu wissen, dass er seine Heimat nie wieder sehen wird, fort.
The avenue to fame. - Der Weg zum Ruhm.
Hier beginnt die eigentlich Geschichte um Ruhm, Ehre, Tapferkeit und Tod. Edward Zwick öffnet nun vielmehr das Tor in eine uns völlig unbekannte Welt voller Harmonie, Poesie, Ruhe & Frieden. Doch auf der anderen Seite zeigt Zwick auch eine Welt voller Strenge, Regeln, Disziplin und schon fast poetisch wirkender Gewalt.
In Japan angekommen, wird Captain Algren gleich in die ungleiche Schlacht gegen die Samurai geschickt. Auf Leben und Tod. Fressen oder gefressen werden. In all seiner Härte wird hier im Kampf gestorben und getötet. Die Schlacht endet wie sie enden muss. Nathan wird gefangen genommen und schwer verletzt in das Dorf der Samurai geführt. Hier prallen die harten westlichen und fernöstlichen Ideale aufeinander. Der Anführer der Samurai Katsumoto nimmt sich Algren an, um am Anfang, seine westlichen Feinde zu studieren. Zwei unglaublich unterschiedliche Charaktere und Menalitäten stoßen aufeinander und inspirieren sich Gegenseitig. Katsumoto bewundert Algren's Kämpfernatur und dessen Überlebenswillen. Wohingegen sich Algren mehr verabscheut und aufgrund seine grausamen Taten verachtet. Algren achtet die Menschen und die fremde Umgebung und kann nun in dieser Idylle seinen Seelenfrieden finden. Hier würdigt jeder den anderen und entgegnet jedem mit Respekt. Schon bald befindet sich Nathan zwischen 2 verfeindeten Fronten wieder und es liegt nun an ihm, für welche er sich entscheiden wird.
The road to ruin. - Der Weg ins Verderben.
Das große Finale ebnet den Weg in eine neue Epoche und öffnet endlich die Augen aller Beteiligten. Doch um diesen Punkt zu erreichen, müssen Opfer erbracht werden. Die Schlacht wird in all ihrer Brutalität gezeigt. Schwerter und Rapiere prallen aufeinander. Auf beiden verfeindeten Seiten werden Opfer erbracht. Trotz des ungleichen Duelles (Schwert/Feuerwaffen) gewinnt der vermeindlich schwächere Gegner.
Leider wird The Last Samurai zum Ende hin mit reichlich viel Pathos angesetzt. Das finde ich wiederum recht schade, trübt bei mir aber nicht den hervorragenden Gesamteindruckes des Filmes nicht. Das große Finale erstickt somit förmlich im Pathos, doch ich finde es glaubwürdig. Glaubwürdiger als beispielsweise Mel Gibson in "Der Patriot" oder in "Braveheart". Hans Zimmer verdienst dürfte es mal wieder sein, dass "The Last Samurai" zum Ende hin sehr pathetisch wirkt. Ich persönlich, war noch nie ein großer Hans Zimmer Fan. Ich finde immer, dass dieser Man zu sehr seine eigenen Musikthemen recycelt und irgendwie komme ich mir immer vor, als hätte ich dieses Stück schon irgendwo einmal gehört. Doch bei "The Last Samurai" gefällt mir der Score überraschenderweise recht gut und er gehört neben "Der schmale Grat" mit zu Hans Zimmers besten Stücken.
Das komplette Ensemble erweist sich als äußerst stark und spielfreudig. Es ist schon ein genuss, Ken Watanabe (Katsumoto) als Anführer der Samurai zuzusehen. Watanabe spielt derart überzeugent und stark, dass es mich ein wenig überrascht, dass auch Cruise dieses Niveau halten kann. Tom Cruise ist ein ebenbürdiger Gegner/Freund und spielt ebenfalls sehr überzeugend und er ist, wie ich finde, auf dem richtigem Weg.
Mich hat "The Last Samurai" nicht enttäuscht. Der "funktionalen" Erzählweise, merkt man ihre Einfachheit an, was ich nicht besonders gravierend finde. Aufgeblähte Dialogpassagen braucht dieser Film auch gar nicht. Es zählen weniger die Worte. Vielmehr wird der Film durch die Gesten, Blicke und das Handeln der Protagonisten getragen. Zwick hat auch ein gewisse Symbiose aus langsam artenen und wunderbar choreografierten Kampfszenen und schnellen Reaktionen mit harter Gewalt geschaffen. Er zeigt zwar Gewalt. Doch diese Gewalt dient ihm nie zum Selbstzweck wie es Beispielweise Quentin in "Kill Bill" vorlebt. Zwick's Motto lautet eher: Töte oder du wirst getötet.
"The Last Samurai" ist vielmehr eine Parabel auf die heutige Zeit. Sehr viele Aspekte die Edward Zwick in seinem Film aufgreift, kann man auch gut in die heutige Zeit verlegen. Doch für gute zweineinhalb Stunden entführte mich der Film in eine andere Welt und ich habe somit all das andere um mich herum vergessen. "The Last Samurai" ist ein opulentes Epos voller Stärke, berührender Bilder und starker Kämpfe. Trotz eines leichten Anfluges von Pathos ist The Last Samurai weniger Hollywoodkino, als ich Anfangs befürchtet habe. Vielmehr wird hier das glorreiche Amerika ein wenig in denn Dreck gezogen, da die Gräueltaten verurteilt werden.