Vor mehr als 70 Jahren drehte 1933 im New York der Rezessionszeit ein ambitionierter, leicht größenwahnsinniger Regisseur namens Merian C. Cooper zusammen mit Ernest B. Schoedsack einen Film, der mit seiner Thematik in dieser Zeit überraschte und trotz der Geldprobleme dieser Zeit einen Durchbruch in der Tricktechnik bedeutete. Trotz der oberflächlich betrachtet simplen Story um einen Riesenaffen, der eine weiße Scream Queen entführt, wurde der Film damals ein großer Erfolg und verklärte sich in den folgenden Jahrzehnten zu einem Mythos.
Viele Jahre und ein verfehltes Remake später versucht erneut ein super ambitionierter, ebenfalls leicht größenwahnsinniger Regisseur diese Geschichte in doppelter Länge zu erzählen. Dieses Mal handelt sich dabei allerdings um den Neuseeländer Peter Jackson, der durch seine „Herr der Ringe“-Trilogie zum Weltstar aufgestiegen ist.
Diese neue Fassung beginnt nun wieder in der Zeit der Armut der New Yorker dreißiger Jahre. Die attraktive, blonde, aber dennoch fast mittellose Schauspielerin Ann Darrow (Naomi Watts) versucht sich wie alle anderen durchzuschlagen, jedoch bleibt ihr nach Schließung ihres Theaters kaum noch eine andere Möglichkeit, als in einen der vielen Stripshows anzufangen, was für sie jedoch keine Option darstellt. Doch auch am anderen Ende der Fahnenstange ist das Geld knapp, was dazu führt, dass einige Filmproduzenten den Regisseur Carl Denham (Jack Black in einer Rolle, die Peter Jackson wahrscheinlich als sein böses Alter Ego konzipiert hat) fallen lassen, da dieser sich nicht in sein Werk reinreden lassen will. Kurzerhand flieht er mit den gedrehten Testrollen, um sein Werk alleine fertig zu stellen. Allerdings fehlt ihm dafür noch eine Hauptdarstellerin und so will es der Zufall, dass er diese gerade rechtzeitig noch in Ms. Darrow entdeckt.
Mit einem Haufen Versprechungen und ohne wirklich existiertes Geld zur Bezahlung schafft es Denham damit eine komplette Filmcrew auf einem Seelenverschiffer zu versammeln, um mit ihr eine unerforschte Insel zu erkunden und das zu seinem Film zu machen. Schließlich, als es für eine Umkehr schon zu spät, ist wird diese Insel wirklich entdeckt. Noch vor der ersten Klappe stolpert die Crew allerdings über eine uralte riesige Schutzmauer und einige ruinenhafte Behausungen. Unbemerkt sind die Filmleute dabei in einen Hinterhalt Eingeborener geraten, der zu ersten Toten und im weiteren Verlauf des Konflikts zur Entführung von Ann durch die Eingeborenen führt. Kurz bevor ein später gesandter Rettungstrupp mit dem in Ann verliebten Drehbuchautor Jack Driscoll (Adrien Brody) die Eingeborenen mit Waffengewallt überrumpeln kann, wurde diese jedoch bereits geopfert. Nur Denham kann gerade noch erkennen, dass sie vom Riesenaffen Kong, einem 8-Meter-Gorilla, entführt wurde. In diesem Moment weiß er, dass er anstatt eines totalen Desasters vielleicht doch wieder einen Film durch den Affen hat.
Als sich dann die Filmcrew auf den Weg macht, um Ann vielleicht doch noch zu retten (und Denham um seinen Film dabei zu drehen) machen sie auf der Insel allerlei weitere seltsame und gefährliche Entdeckungen wie Rieseninsekten und Horden von Dinosauriern. Währenddessen schafft Ann es nach einem ersten erfolglosen Fluchtversuch bei Kong zu überleben, indem sie mit ihrem Aussehen aus blonde, weiße Frau und einigen ihrer Showeinlagen den Riesenaffen vielleicht zum ersten Mal in seinem Leben zum Lachen bringt und so eine Bindung zu ihm herstellt. Diese entwickelt sich spätestens nachdem sie von ihm spektakulär vor einigen Tyrannosaurus Rex gerettet wird zu einer emphatischen Beschützer-Beziehung, vielleicht sogar mit einem Schuss Liebe.
Am Höhepunkt dieser Beziehung wird Ann endlich von Jack Driscoll befreit, der sich damit unbewusst zum Köder für den Affen macht, denn Kong soll jetzt durch die Schiffscrew gefangen genommen werden, um das Abenteuer doch noch zum finanziellen Erfolg zubringen. Mit der erfolgreichen Gefangennahme beginnt das eigentliche Drama des Films, denn Kong wird nach New York verschifft, um dort als Bühnenshowattraktion herzuhalten. Doch schon bei der Premiere gelingt ihm die Flucht und er begibt sich geradewegs wieder auf die Suche nach seiner Ann. Nachdem sich die Beiden schließlich gefunden haben, muss er mit ihr vor der Armee fliehen und wählt dabei die Spitze des damals höchsten Gebäudes, des Empire State Buildings, als Zufluchtsort. Auch dieser Teil der Neuverfilmung wurde originaltreu umsetzt und so muss Kong in einem fulminanten Finale gegen Doppeldecker antreten und wird diesen spannenden, letzten Kampf leider verlieren.
Beim näheren Vergleich dieser Story fällt auf, das die Version von Jackson sehr klassisch geraten ist und in fast vollständiger Übereinstimmung mit dem laut Jackson glühendend verehrtem Original aus den 30er Jahren steht. Beides tut dem Film zwar merklich gut, aber die emotionale Nähe des „King Kong“-Teams zum Vorbild führt dann auch zu etlichen Auswalzungen vieler Lieblingsszenen. So wird neben deutlich längeren Action- und Effektszenen und stark strapazierten emotionalen Szenen allerdings auch wesentlich mehr Nebenstory erzählt, was wiederum erheblich die Glaubwürdigkeit steigert. Durch die Originaltreue muss zwangläufig dann natürlich auch ein leicht chauvinistischer Touch übernommen werden, schließlich hetzt bei „King Kong“ die meiste Zeit jeder einer armen, zur Tatenlosigkeit verdammten, hübschen Blonden hinterher, obwohl bei der Figur Ann alle Möglichkeiten, sie als aktive Retterin darzustellen, genutzt werden.
Von der darstellerischen Seite hingegen kann man keinem der mitwirkenden Schauspieler etwas vorwerfen. Das gesamte Ensemble bewegt sich auf konstant starkem Niveau, einzig Naomi Watts und Andy Serkis als Kong und in seiner zweiten Rolle als griesgrämiger Smut können darüber hinaus noch stärker überzeugen. Bei Serkis fragt man sich allerdings etwas, wie viel seine Leistung ist und wie viel das Animationsteam dazu beigetragen hat. Auch bei Watts wundert man sich etwas, dass sie als eigentlicher Star des Film kaum Text zu sprechen hat, was nur damit erklärt werden kann, dass es sich eben nicht um einen Schauspieler-Film denn um einen Action-Film handelt.
Den 200-Miollionen-Dollar-Etat, mit dem der Film mal wieder einen neuen Budget-Rekord aufstellt, sieht man der opulenten Ausstattung von „King Kong“ eigentlich immer an. Neben der massiv eingesetzten Computergrafik, die kaum bis gar nicht mehr auffällt (wohl auch auf Grund von Gewöhnung), beeindrucken einmal mehr die wunderschönen Modelle und Kostüme. Hier ersetzen Modelle und Computer in nie gekanntem Ausmaß reale Sets, besonders gelungen ist das damalige New York. Genauso wie in diesem Punkt bleibt Jackson beim Look des Films seinen besten „Herr der Ringe“-Qualitäten treu, der einen starken künstlerischen Einfluss zeigt. Die Farben sehen dabei alle sehr schön aus, auch wenn sie im Dschungel leicht ausgewaschen wirken, was wohl ein natürlicheres Aussehen erzeugen soll. Des Weiteren merkt man der Kameraführung an, dass Jackson sich noch immer im Actiongenre zuhause fühlt. Er verwendet oft sehr schnelle Schnitte, arbeitet mit vielen Computergrafik-Einstellungen, bleibt dabei allerdings fast immer verfolgbar und nur selten übersteigt das Schnitttempo die Auffassungsgabe des Zusehers. Diese Tugend zeichnete auch schon die Ring-Filme aus.
Was schließlich die Animationstechnik selbst angeht, so war schon bei den ersten Gerüchten um das Remake klar, dass man sich hier trotz der unglaublichen Erfolge mit dem Ringwesen Gollum noch mal gewaltig steigern musste. Mit dem typischen Jackson-Ergeiz hat man auch diese Hürde schließlich genommen und bewegt sich die ganze Zeit über mindestens auf damaligem Niveau und hatte dazu noch die Schwierigkeit ein realistisches Körperfell zu animieren. Neben einem fast perfekten Fell ist insbesondere wieder die Gesichtsanimation besonders gut gelungen. Dafür wurden diesmal auch noch die Gesichtsbewegungen von Andy Serkis per Computer eingelesen und aufs Modell übertragen, was ziemlich gut gelungen ist. Erst diese spezielle Gesichtsanimation schafft es Kong wie Gollum wieder als echten Charakter erscheinen zu lassen. Dennoch erscheint es, als wäre Gollum noch etwas mehr Charakter gewesen, was vermutlich einfach daran liegt, dass er durch seine Dialoge überzeugte. Wenn die Entwicklung allerdings so weiter geht, kann man aber vielleicht bald den ersten digital animierten Hauptdarsteller im Realfilm sehen.
Absolut nicht zu überbieten war hingegen das akustische Erlebnis, das die letzten Jackson-Werke boten. Qualitativ wohl noch am nächsten kommen „King Kong“’s Soundeffekte denen aus den damaligen Schlachten. Die Effekte klingen wieder richtig schön knallig und schön action-artig laut, dabei werden sie in einem pumpenden Tempo eingesetzt. Dem Team der Geräusch-Synchronisierung kann man nur wieder ein riesiges Lob aussprechen, besonders realistisch sind ihnen dabei die Laute Kongs selbst gelungen. Musikalisch hingegen gab es diesmal eine Besonderheit, weil Jackson mitten bei der Produktion seinen Freund und grandiosen Komponisten aus der Ringe-Produktion Howard Shore plötzlich auf Grund von künstlerischen Differenzen entließ und mit James Newton Howard weiter arbeitete. Das bedeutete zwar letztlich keinen echten Qualitätsverlust, führte aber dazu, dass die Musik längst nicht mehr so präsent im Film ist und mehr hinter der ganzen Action verschwindet. So wird das dann wohl nicht mehr für einen Goldjungen reichen.
Nicht geändert hingegen hat Jackson die Wirkung des Aufeinprallens von Mensch und Natur wie sie schon im Original angestrebt wurde. Der Riesenaffe Kong ist ganz klar als eine Naturgewalt sonders Gleichen dargestellt und stellt in seinem angestammten Lebensraum auch ohne Frage den König des Dschungels dar. Die dargestellte Respektlosigkeit, mit der der Mensch der Natur begegnet, führt dann schließlich wie auch in der Wirklichkeit trotz solcher Urgewalten wie den Riesentieren zur Zerstörung der natürlichen Schönheit aus Profitgier. Durch die Darstellung des Affens als Charakter versteht dann hoffentlich auch der Letzte, dass damit auch immer die Auslöschung von Lebewesen einhergeht. Etwas schwächer wirkt der neue King Kong dann doch, da er nicht mehr wie damals auch auf menschliche Snacks steht. Dieses Manko wird nur durch die erhöhte Detailliebe bei der Figur wieder ausgeglichen. Letztendlich muss sich der Zuschauer dann aber doch selbst fragen, warum es erst einen so emotionalen Film braucht, um das Level an Einfühlungsvermögen für Tiere zu erzeugen, wie es eigentlich schon ein einfacher Zoobesuch schaffen sollte. Im Endeffekt ist aber nur diese Wirkung wichtig, deren Ursprung nicht.