Iron Man 3: Ist es der Mann oder sein Spielzeug? - pixelmonsters.de
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Iron Man 3

von ComancheMan,

Die Frage nach der Identität und der Persönlichkeit des titelgebenden Superhelden soll das zentrale Thema dieses dritten Teils der Filme um den illustren Playboy und Ingenieursgenie Tony Stark alias Iron Man darstellen. Ob die Marvel-typisch sehr unfokussierte Reihe eine befriedigende Antwort darauf finden kann trotz genauerer Betrachtung fraglich bleiben.
Nachdem der erste Teil um die Heldenerschaffung des Iron Man fast durchgehend gut ankam, fiel der folgende Film trotz gleichem Regisseur Favreau deutlich ab. Das lag hauptsächlich an einer uninteressanten, wirren Story und einem schwachen Gegner. Trotz der schwankenden Qualitäten der Marvel-Filmoffensive der letzten Jahre etablierten sich die Iron Man Streifen dennoch nach Spieder-Man als zweitkassenstärkste Marke Marvels. Diesen Erfolg muss man der zentralen Figur, dem extrem charismatischen Tony Stark und seiner Idealbesetzung Robert Downey Jr. anrechnen. Downeys Comeback-Rolle passt so unmittelbar zu ihm, dass inzwischen nicht mehr klar ist ob es nur ein Charakter ist oder ob Downey nicht auch Aspekte seiner selbst einfach nur direkt wiedergibt.

Nach den Ereignissen im Avengers-Film letztes Jahr, in dem Tony Stark sich fast im Kampf gegen Aliens für die Welt opferte, sitzt der reiche Lebemann nunmehr ein bisschen depressiv zu Hause rum während seine agile Frau Pepper sein Familienunternehmen leitet. Tony kämpft im Nachgang der Ereignisse mit Schlaflosigkeit, Panikattacken und Angst vor Anschlägen während er den nun mittelweile 42. Iron-Man-Anzug fertigstellt. Mit Pepper läuft es in der Ehe auch nicht ganz perfekt, da sie ihn aus seiner Ingenieurshöhle holen möchte. Sie selbst wird hingegen unter dem Vorwand einer möglichen Kooperation nicht ganz subtil von einer alten Bekanntschaft Tonys, dem Unternehmer Aldrich Killian, angegraben, lässt sich jedoch nicht darauf ein. Tonys bester Freund Rhodes ist unterdessen mit seinem eigenem Kampfanzug zum Ein-Mann-Weltpolizisten aufgestiegen und agiert mit neuem Anstrich als „Iron Patriot“ überall wo es gerade brennt. Trotz seines Einsatzes kann er jedoch nicht die Selbstmordanschläge des mysteriösen Mandarin (Ben Kingsley) verhindern, der sich schön regelmäßig danach immer in alle TV-Kanäle reinhackt und seine kruden Weisheiten verkündet. Als dabei Tonys Freund und Sicherheitschef Happy (überflüssiger Auftritt von Jon Favreau) fast getötet wird, reicht es Tony und er fordert seinen neuen Gegner übers Fernsehen zum Kampf heraus. Dass das vielleicht nicht die cleverste Idee war und auch Pepper gefährdet wird schnell klar, als kurz darauf per Hubschrauberangriff die schicke Klippenvilla der Starks kaputtgeschossen wird. Pepper kann zwar Iron-Man-Anzug gerettet werden, Tony selbst ertrinkt aber fast im Meer unter dem Schutt seiner Villa. Seine Anzug-KI Jarvis kann ihn davor aber retten indem er in die Provinz Amerikas ausgeflogen wird. Und so muss Tony inkognito ohne den nun funktionsunfähigen Anzug nur der Hilfe eines kleinen Junge und einfacher Elektronik einen Weg finden sich zu rächen und die Welt und den Präsidenten vor den finsteren Plänen des Mandarin zu retten.

Dass nach dem durchgefallenen Teil 2 flugs für diesen Film der Regisseur zu Shane Black gewechselt wurde kann man nur als Segen für die Serie betrachten. Black gilt als Autorenikone der 80er-Jahre-Action-Komödie und konnte sich in Partnerschaft mit Downey Jr. schon erste Sporen als Regisseur mit dem sehr amüsanten „Kiss Kiss, Bang Bang“ verdienen. Leider kann Black die daraus resultierende Erwartungshaltung nur bedingt im diesem Comic-Megaproduktionsumfeld erfüllen. Trotz Mitarbeit beim Drehbuch kommt der Anteil der Buddy-Komödie mit Captain Rhodes in Iron Man 3 leider zu kurz und auch beim Humor zündet nicht immer alles so wie früher.
Durchaus gelungen ist jedoch die schauspielerische Umsetzung der zentralen Charaktere, getragen natürlich an allererster Stelle von Downeys Tony Stark, dem hier auch angenehm viel Raum zum Agieren ohne Anzug und Stahlmaske gegeben wird. Mit schlafwandlerischer Sicherheit spielt er die öffentliche Persona der Figur schlagfertig und geradezu mit Ironie überflutet. Das Aufbrechen dieser Fassade im Film funktioniert aber viel weniger gut, Starks schlechte Momente werden nicht bis zu Ende ausgespielt und Downey vermittelt diese Parts auch nicht besonders gut.

Gwyneth Paltrow macht sich hingegen besser und besser in ihrer Rolle als wichtigste Partnerin von Tony. Sie ist längst nicht mehr nur die zu rettende Jungfrau in Nöten sondern agiert souverän als Firmenchefin und muss auch mal Tony helfen und retten. Gegen Ende darf Mrs. Paltrow dann auch nochmal ihren für ihr Alter beachtlichen Powerbody etwas länger im Tanktop präsentieren. Auf der Seite der Finsterlinge wird Killian von Guy Pearce ebenfalls gut dargestellt, passend interpretiert als wütender Ex-Nerd, der jetzt auf aalglatten Business-Typ macht und dabei leicht seltsame Anzüge trägt. Die weitergehenden Hintergründe der Figuren sind dem Drehbuch genretypisch egal. Der eigentliche Comic-Erzfeind Iron Mans, der Mandarin, wird zwar sehr gut und facettenreich von Ben Kingsley präsentiert wird im Film aber verschenkt. Er wird weder der Vorlage und auch nicht den Trailern gerecht.
Ein echtes Problem hat der sonst eigentlich ganz amüsante, solide Comic-Film dann aber wirklich mit der Story. Diese wäre als Idee (also im Trailer) gar nicht mal schlecht, bleibt aber in der Gänze trotz zwei, drei guter Twist wahrlich nur auf Kindergarten-Niveau. Shane Blacks Rewriting-Credits und sein spezieller Humor lassen sich nicht wirklich darin erkennen. Die vielen Anspielungen an den Terrorkrieg der USA werden nur oberflächlich benutzt und die Story enthält selbst für eine Comic-Verfilmung unheimlich viele Logiklöcher. Einzig die Umsetzung des Subplots mit den menschlichen Bomben (Extremis-Waffe) kann man als ganz gelungen ansehen. Der Part mit dem Helferjungen in Tonys Exil ist hingegen sichtbar aufgesetzt fürs junge Publikum ohne jedoch zu arg zu stören.
Produktionstechnisch muss sich Iron Man 3 hingegen wenig Kritik gefallen lassen. Black inszeniert mit einer soliden, etwas glatten Optik mit einem gewissen klassischen Charme. Seine Actionszenen wirken insgesamt noch etwas geerdeter und übersichtlicher als die jüngerer Kollegen soweit das vor dem Kontext der fliegenden Eisenmänner überhaupt möglich ist. Die Effektmaschine ist schon immer noch beeindruckend, da immerhin mal wieder eine physische Kinetik spürbar ist, die heutigen Effektblockbustern oft abgeht. Andererseits ist das 3D des Films wieder einmal absolut überflüssig, da per Nachbearbeitung erzeugt.

Der eingangs angesprochene Konflikt zwischen dem Träger des Anzugs und dem Sinnbild Iron Man wird im Laufe des Films zwar aufgegriffen, allerdings in keiner Weise erfüllend ausgearbeitet. Tony Stark bleibt einfach Iron Man, ob nun mit Anzug oder ohne ihn. Der ständige Wechsel zwischen Bewunderung des Helden und dem Fremdschämen über Tonys Verhalten erschwert aber die Identifikation mit dem Hauptcharakter. Wer also den Charakter bisher nicht mochte, wird hier wohl auch nicht wärmer mit ihm. Der gesamte Rest der Figurenbande ist zwar ganz nett und teils auch lustig, aber sie wachsen einem kaum ans Herz und können dem Zuschauer somit auch ein bisschen egal bleiben. Genauso wie Tonys Sinnkrise sind auch die Terrorthemen nur oberflächliche Plotdevices, die kein echtes Drama erzeugen können. Für einen weiteren Nebenplot um eine Phase des Alkoholismus Tonys war sich das Studio dann letztlich zu feige und ließ diesen kurzerhand entfernen. Wirklich schade drum, dass man aus dieser Richtung Hollywoods nur noch Weichgespültes erhält.

Iron Man 3


Produktion USA 2013
Laufzeit 130 Minuten
Kinostart 1. Mai 2013
Fazit von ComancheMan

Iron Man 3 ist zu allererst mal unterhaltsames Popcornkino und bietet wieder eine deutliche Formerholung gegenüber seinem Vorgänger. Die inzwischen übliche, „normale“ Durchschnittsqualität wird erreicht, aber auch nicht gerade übertroffen. Einen echten Abschluss zu dieser ersten Trilogie bietet der Film nicht und auch die Stärken der Vorlage werden nur bedingt genutzt. Insgesamt ist der Film vielleicht sogar etwas zu sehr auf Tony Stark / Robert Downey Jr. fixiert, der hier das gesamte Themenspektrum dominiert, aber eigentlich schon sehr auserzählt rüberkommt. Zuschauer, die mit seiner Art nichts anfangen können, dürften langsam von ihm auch fast schon abgestoßen sein. Und Comicfans dürften sich bei Iron Man 3 mindestens mal über den Einsatz einzelner Figuren in Bezug auf die Vorlage ärgern.
Nach einem trotzdem netten Videoabend mit Iron Man 3 muss man sich über Marvel wundern wohin es z.B. mit Avengers 2 weitergehen soll. Ihre Marken verkaufen sich noch immer sehr gut, obwohl schon in den letzten Filmen keine zentrale Intention mehr erkennbar war. Inzwischen scheinen sowohl Tony Stark als auch Downey mittelfristig die Lust am Stillstand zu verlieren, wie in Folge wahrscheinlich irgendwann letztlich auch der Zuschauer.

7
/ 10