Fight Club: Anarchie ist machbar, Frau Nachbar. - pixelmonsters.de
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Fight Club

von nEon,

Jack leidet unter Schlafstörungen. Könnt Ihr Euch vorstellen, wie das ist? Jack leidet, da er einfach nicht schlafen kann. Jeder Arzt sagt ihm, wir haben kein Mittel dagegen. Somit sucht sich Jack eine Selbsthilfegruppe und täuscht eine Krankheit vor. Alles ist bestens. Er kann endlich wieder schlafen. Er schläft wie ein Baby. Doch dann begegnet er, Marla Singer. Sie simuliert wie er ebenfalls eine bzw. mehrere Krankheiten, um den Selbsthilfegruppen beiwohnen zu können. Ansonsten ist sein Leben geregelt und es verläuft in langweiligen und monotonen Bahnen. Jack lebt sein langweiliges und uninteressantes Leben. Seine Wohnung ähnelt einem Foto aus einem Hochglanzkatalog und das einzige was Jack noch interessiert, ist es, wie er seine IKEA-Kollektion noch vervollständigen kann. Jack ist abhängig, abhängig von Konsum- und Luxusgütern. Seine Arbeit, ist es Kostenvoranschläge von Unfallopfern zu berechnen. Nicht das wahre, oder? Dabei reist er sehr viel herum und jedes mal, wenn er im Flugzeug sitzt, stellt er sich vor, wie es plötzlich abstürzt. Erste Anzeichen einer Flucht? Ich denke schon. Auf einen seiner unzähligen Flüge durch die Saaten, lernt er den nicht gerade orthodoxen Charakter, Tyler Durden kennen. Tyler ist genau das Gegenteil von Jack. Trotzdem glaubt Jack eine gewisse Seelenverwandheit zwischen Tyler und sich entdecken zu können. Sozusagen Brüder im Geiste. Tyler lebt sein leben und ist gegen jede Form von Selbstverstümmlung durch das Schönheitsideal der Medien. Wie es der Zufall so will, verliert Jack durch eine Explosion in seinem Apartment sein ganzes Hab und Gut. Jack sieht in Tyler die einzige Person, die ihm helfen kann. Ein wenig später steigt Jack in einer Absteige, die Tyler, als seinen Wohnsitz tituliert, ab. Hier beginnt die eigentliche Geschichte, die uns David Fincher vermitteln will. Beide interessieren sie einen Scheiß Dreck um irgendwelche Gesellschaftsnormen und -formen und schon bald wird von beiden der Fight Club gegründet. Im Fight Club geht es um den Kampf, um den Kampf, Man gegen Man, um das intensive Erlebnis des Lebens. Nur durch Schmerzen kann man verstehen, was „Leben“ eigentlich bedeutet. Gezeichnet durch die nächtlichen Kämpfe, an geheimen Orten, stolzieren die Recken durch die Städte. Der Fight Club wird immer populärer und die Kämpfe nehmen zu.

Mehr von der Story zu verraten, wäre jetzt aber ein bißchen unfair. Die meisten wissen ja eh wie die Geschichte ausgeht. Somit kann ich mehr den Schauspielern widmen.

Das Gesicht von Jack wird durch Edward Norton dargestellt. Edward Norton spielt den versnobten und schlafgestörten Yuppie mit einer unglaublichen Intensität. Es ist einfach unfassbar. Eine der schönsten Szenen die er in Fight Club spielt, zeigt ihn, wie er sich selbst vor seinem Chef verprügelt, um somit vorzutäuschen, dass er von seinem Chef niedergeschlagen wurde. Dies ist eine richtig schöne und geniale Szene, die Norton mit Bravour gemeistert hat. Den fast schon legendären Charakter, Tyler Durden, verkörpert der meist, zu unrecht unterschätzte Brad Pitt. Nach Sieben ist Fight Club seine zweite Zusammenarbeit mit dem Regietalent David Fincher. Zu Pitt kann man eigentlich nur sagen, dass er seinen Job hervorragend erledigt hat. Tyler verkörpert all das, was sich Jack wünscht. Sein Charakter ist wild, aggressiv, gegen jede Regel und gegen jede Art von konservativer Rechtschaffenheit. Ein Rebell durch und durch. Hier kann ich mich nur wiederholen, einfach genial. Marla wird von Helena Bonham Carter dargestellt. Auch sie überzeugt mit ihren schauspielerischen Talenten. Eine der schönsten Szenen von ihr ist die, wo sie bei einer Selbsthilfegruppe von Krebskranken Patienten auftaucht. Ihn ihrer Hand qualmt eine Zigarette und der Dunst der Zigarette umnebelt sie. Dann der Satz: „Bin ich hier richtig?“. Einfach super, urkomisch und recht makaber, aber genial.

Fight Club


Produktion USA 1999
Laufzeit 139 Minuten
Kinostart 11. November 1999
Fazit von nEon

Die Gesellschaft ist kaputt. Auf eindrucksvolle Art und Weise zeigt uns Fincher diese Missstände auf und zeigt mit dem Finger auf sie. Dabei deutet er eine mehr oder weniger gute Lösung an. Das Zauberwort heißt, sich lösen können, um zum „Nullpunkt“ zu gelangen. Den gesellschaftlichen Fangarmen entrinnen und sich unabhängig, seinen Zielen und Träumen widmen. Die heutige Gesellschaft ist Kontrolle und sie bindet den Menschen in ein Netz voller pauschaler Pseudoreglements. Mit Fight Club liefert uns David Fincher ein kleines und zugleich großes Meisterwerk ab und er bannt es auf Zelluloid. Fincher arbeitet dabei so akribisch und er ist dabei von so vielen kleinen Detail besessen, die erst nach dem Zweitem oder dritten mal anschauen erst auffallen. Fight Club heißt Stärke, Aggressivität, Intoleranz und Anarchie. Alles zugleich. Fight Club ist stark in seinen intensiven Szenen, aggressiv in seiner unnachahmlichen Erzählweise, intolerant gegenüber den gesellschaftlichen Zwängen und anarchisch in seiner unverwechselbaren Vorgehensweise. Anarchie für eine bessere Gesellschaft, Anarchie für einen besseren Menschen. Der Mensch muss sich loslösen können, um zum „Nullpunkt“ zu gelangen. Fight Club ist ein ganz großes Stück Zelluloidgeschichte, einfach ein Meisterwerk.

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