Blizzards erstes 3D-Strategiespiel war nicht nur der Vorbote für das weltweit erfolgreichste Onlinegame, sondern brachte mit der Einführung eines Heldensystem etwas ganz Neues und Spezielles ins Strategiegenre.
Vier Jahre haben sich die Jungs von Blizzard Zeit gelassen, um den Echtzeitstrategieklassiker Warcraft II fortzusetzen. Im Sommer des Jahres 2002 war es dann soweit und Warcraft III - Reign of Chaos wurde in Deutschland released. Neben einer normalen Verkaufsversion, erschien noch eine Collector´s Edition (enthält diverse Extras und ein Shirt). Blizzard hat also wieder zugeschlagen. Diesmal versorgte die Entwicklerschmiede alle Echtzeitstrategie-Fans und liefert mit dem dritten Teil der Warcraft-Serie einen potentiellen Blockbuster ab.
Auf in den Kampf
Der Spieler wird direkt in die Story eingespannt. Im Prolog macht ihr erstmals Bekanntschaft mit einem "Helden". Anhand der ersten kleinen Missionen werden Genre-Neulinge an die Materie herangeführt. Hier werden die Grundsätze, Steuerung und Grundlegendes erläutert und erklärt. Dazu schlüpft hier ihr erstmals in die Rolle des Ork-Anführers Thrall, den ihr durch den Prolog begleitet.
Nach der kurzen Einführung, übernehmt ihr die Rolle des Paladins Arthas. Das Königreich wird von einer üblen Seuche heimgesucht, die die Zivilbevölkerung in willenlose Zombies verwandelt. Verantwortlich für das Massensterben sind große Heerscharen an Untoten, die es gleich zu bekämpfen gilt. Arthas, der Sohn des Königs Terenas, hat es sich somit zur Aufgabe gemacht, den Machenschaften der Untoten ein Ende zu setzen. Von rasender Wut getrieben, kommt der rechtschaffene Paladin Arthas bald vom richtigen Weg ab und verfällt dem Bösem. Während der Story gibt es viele unverhoffte Wendungen und Überraschungen. Mit der Zeit schafft es Blizzard somit, den Spieler tief in den Bann des Warcraft-Universums zu ziehen.
Die Geschichte die uns Blizzard präsentiert, ist streng linear. Das heißt im Großen und Ganzen, dass ihr keinen Einfluss auf die Geschehnisse ausüben könnt. Damit das auch alles funktioniert, muss man die vier Kampagnen in vorgegebener Reihenfolge spielen. Menschen, Untote, Orks und zum Schluss die Nachtelfen erlebt ihr in gut 35 Missionen. Während dieser Zeit wird Euch eine Geschichte aus Verrat und Betrug erzählt. Die Präsentation ist, wie von Blizzard gewohnt, wie immer sehr gut. Die einzelnen Kampagnen werden mit bombastischen Rendersequenzen eingeleitet und die große Anzahl an Dialogen werden mittels der recht ansehnlichen Ingame-Grafik dargestellt.
Das erste richtig neue Feature im Strategiegenre ist die Tatsache, dass ihr einen Helden durch die Missionen begleiten könnt. Helden gab es zwar schon in anderen Titeln wie C&C oder Jagged Alliance 2, doch hier sind sie wichtiger Bestandteil im Missionsdesign. Einmalige Spielfiguren zeichnen sich vor allem durch bessere Angriffs- und Verteidigungswerte aus. Neu am Heldendasein ist, dass Eure Helden Erfahrungspunkte sammeln, die Hitpoints und Stärke der Figuren erhöhen. Zusätzlich könnt ihr mit euren Helden besondere Ausrüstungsgegenstände aufsammeln, die ihr nur bekommt, wenn ihr einfache Sub-Quests löst oder besonders starke Gegner niedermetzelt. Die besonderen Gegenstände verleihen euren Helden mehr Stärke, Intelligenz und Macht. Jede Rasse besitzt drei unterschiedliche Helden mit besonderen Eigenschaften und Zaubersprüche. Durch das Töten von feindlichen Gegnern sammeln eure Helden immer mehr Erfahrungspunkte. Habt ihr genügent Punkte gesammelt, steigt eurer Held um eine Levelstufe auf und ihr könnt eure Zaubersprüche, ähnlich wie in Diablo 2, selbstständig ausbauen. Das Heldensystem verleiht Warcraft 3 immer mehr den Anschein eines Rollenspiels und dieses Feature verleiht dem Game viel mehr Spieltiefe.
Neben den besonderen Spielfiguren, gibt es auch noch die einfachen Einheiten wie z.B. die Schwertkämpfer oder Bogenschützen. Diese Einheiten haben nicht die Möglichkeit Erfahrung und besondere Gegenstände zu sammeln. Um solche Einheiten zu stärken, kann man bestimmte Upgrades erforschen. Je nachdem, welche Eigenschaften ihr erforscht, steigert man bei den Einheiten die Angriffs- oder Verteidigungswerte. Jede Einheit in Warcraft hat Stärken und Schwächen. Eine gesunde Mischung aus einzelnen Figuren ist für ein effektives Vorgehen sehr wichtig.
Spielerisch hat sich im Vergleich zu Starcraft aber nicht viel verändert. Es stehen Euch insgesamt vier unterschiedliche Rassen zur Auswahl. Neben den Menschen, die man gleich von Anfang an steuert, hab ihr noch die Möglichkeit, die Orks, die Untoten und die Nachtelfen zu steuern. Es gibt insgesamt 12 Helden, jede Rasse besitzt 3 Stück, die ihr mit der Zeit aufpeppeln könnt.
In Warcraft ist es nicht mehr möglich riesige Armeen zu produzieren. Somit fallen die riesigen Massenschlachten eines Command & Conquers zum Glück weg. Blizzard hat bewusst ein Ressourcenlimit für die unterschiedlichen Rassen eingebaut. Der Spieler darf jetzt nur noch eine gewisse Anzahl an Einheiten produzieren. Jede Einheit verbraucht hierbei einen bestimmten Nahrungswert. Starke und teurere Einheiten verbrauchen natürlich mehr Nahrung. Produziert man jetzt nur noch diese Einheiten, hat man bald das Limit erreicht. Im Normalfall bekämpfen sich aber ohnehin nicht mehr als zwei Dutzend Einheiten auf einmal. Meist ist es sogar besser, wenn man nicht mehr als gut ein Dutzend Einheiten steuert. Somit bleibt eine bessere Übersicht gewährleistet und die einzelnen Einheiten können besser wirken. Warcraft ist aber im Gegensatz zum Genre-Primus Age of Empires 2 nicht so anspruchsvoll. Trotzdem ist es wichtig die richtige Taktik an den Tag zu legen. Damit sich Genre-Neulinge nicht frustiert von Warcraft III abwenden, ist der Schwierigkeitsgrad zu jederzeit regelbar. Neben den stinknormalen Missionen wie z.B. töte Person A und vernichte Basis B, gibt es viel Abwechslung im Missionsdesign. In einem Fall muss der Spieler z.B. sein eigenes Volk um die Ecke bringen, da sich die Zivilbevölkerung in üble Zombies verwandelt. Die Missionen halten sich dabei streng an die Story und es ist schön mitanzusehen, wie z.B. aus einem strahlenden Helden ein fieser kleiner Bösewicht wird.
Man muss Blizzard neben der guten Story auch für das abwechslungsreiche Missionsdesign loben. Der Schwierigkeitsgrad steigt mässig an und wird am Ende jeder Kampagne richtig anspruchsvoll. Besteht ihr die Aufgaben, die euch gestellt werden, werdet ihr mit einer wundervoll animierten Rendersequenz belohnt. Diese Render-Filmchen tragen einen Großteil zur fantastischen Atmosphäre bei und man wird noch einmal richtig motiviert die bevorstehenden Missionen zu bewältigen. Insgesamt gibt es zwei unterschiedliche Ressourcen in Warcraft 3. Zum einen muss man darauf achten, seine Einheiten optimal zu managen und zum anderen ist es wichtig, sich möglichst viele Baustoffe zu sichern. Neben ganz normalem Holz, dass ihr überall finden könnt müsst ihr euch zusätzliche Goldreserven sichern.
Die Steuerung hat sich im Vergleich recht wenig verändert. Alle Starcraft-Veteranen werden sich somit sofort wieder zurechtfinden. Auch das Interface wurde fast 1-zu-1 übernommen. Die Steuerung geht leicht von der Hand und die üblichen Shortcuts sind immer noch die selben wie eh und je.
Grafik
Neben einigen neuen Features im Gamedesign, hat sich auch die Optik deutlich verändert. Erstmals erscheint nun auch ein Spiel von Blizzard in einer schicken 3D-Engine. Der Spieler ergötzt sich z.B. an den sehr schönen Partikeleffekten wie Zaubersprüche, Wettereffekte und Vegetation. Anfangs kann die Optik auf Anhieb überzeugen. Doch manchmal artet sie in einem buntem Overkill aus. Vorallem wenn sich sehr viele Einheiten duellieren verliert man durch die vielen Effekte leicht den Überblick und das erschwert die Koordination der eigenen Einheiten doch sehr. Insgesamt schafft es Blizzard aber eine farbenprächtige Fantasywelt auf den Bildschirm zu zaubern. Die einzelnen Charaktere wirken aber in den Ingame-Zwischensequenzen durch die geringe Anzahl an Polygonen recht klobig. Weiterhin sind viele Texturen bei genauerem Betrachten recht verschwommen und unscharf. Trotzdem ist die Optik solide und erfüllt ihren Zweck voll und ganz. Trotz der wenigen Polygone und der unscharfen Texturen sind die unterschiedlichen Rassen sehr fantasievoll gestaltet und animiert worden. Insgesamt gibt es 56 unterschiedliche Einheiten, die vom einfachen Arbeiter, Bogenschützen, Schwertkämpfer bis hin zum Druiden reichen.
Sound & Musik
Bezüglich dieser Tatsache, kann ich nur Aussagen über die englische Version von Warcraft III treffen. Die musikalische Untermalung ist wie immer sehr gelungen. Auch die englische Sprachausgabe ist zu jedem Zeitpunkt passend und fördert die Atmosphäre um ein hohes Mass.