BEYOND: Two Souls Review: Zwischen Leben und Tod - pixelmonsters.de
Beyond Two Souls Zwischen Leben und Tod von Alexander Kircheis, 29. Oktober 2013
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eyond bedeutet soviel wie darüber oder außerhalb. Doch es kann damit auch das Jenseits gemeint sein. Wie der Titel es schon andeutet geht es in dem Spiel um zwei Seelen die miteinander verbunden sind. Ihr schlüpft als Spieler in die Rolle des Mädchen Jodie Holmes und ihr erfahrt zum Beginn der Geschichte das Jodie eine Gabe besitzt. Jodie's Gabe besteht darin, mit Aiden zu kommunizieren. Aiden ist hierbei so etwas wie ein Geist, der wie eine Aura um Jodie herumkreist. Aiden kann sich in der realen Welt jedoch nicht absolut frei bewegen, da er mit Jodie durch einen Seelenstrom verbunden ist. Entfernt sich Aiden zu weit von Jodie, verliert er seine Kraft und ihm wird schwarz vor Augen. Auf unerklärliche Art und Weise sind beide miteinander verbunden und können indirekt miteinander kommunizieren.

Die Geschichte von Beyond setzt ein als Jodie im Alter von acht Jahren ihre Gabe entdeckt. Bald schon entdecken auch die „Eltern“ von Jodie, dass etwas mit ihr nicht stimmen kann und geben Jodie in die Hände des Hirnforschers Professor Nathan Dawkins. Dawkins nimmt sich fortan dem kleinen Mädchen an und eine enge Bindung entsteht.

Zwei großartige Schauspieler im Gepäck

Wie ich schon im Einleitungstext erwähnt habe, wirken in BEYOND: Two Souls zwei große Schauspieler aus Hollywood in der Produktion mit. Der männliche Protagonist hat bereits ein paar Jahr hinter sich und für die weibliche Hauptrolle fängt das Thema Hollywood gerade erst so richtig an. Gemeint sind Willem Dafoe und Ellen Page.

Die als Hauptdarstellerin verpflichtete Ellen Page verkörpert Jodie Holmes und leiht dem Charakter ihr Gesicht , Körper und Stimme. Page ist z.B. aus den Blockbustern „Inception“, „X-Men - Der letzte Widerstand“ und den kleineren Produktionen „Juno“, „Super“ und „Hard Candy“ bekannt. Mit Ellen Page haben die Verantwortlichen eine sehr gute Wahl getroffen und ich finde es mutig, dass Page sich diesem Projekt zur Verfügung gestellt hat. Ohne zu übertreiben kann ich sagen, dass Beyond es schafft dem Medium Film Konkurrenz zu machen. Ellen Page zeigt ihr komplettes Talent und trägt das komplette Projekt im Prinzip allein auf ihren schmächtigen Schultern. Das finde ich sehr beeindruckend.

Weiterhin ist Willem Dafoe mit dabei und er übernimmt die Rolle von Professor Nathan Dawkins. Dafoe ist mittlerweile so etwas wie ein Urgestein in Hollywood und hat bereits in Filmen wie „eXistenZ“, „Der Blutige Pfad Gottes“, „Antichrist“ und anderen unzähligen Produktionen mitgewirkt. In Beyond zeigt er ebenfalls sein schauspielerisches Talent und spielt den einfühlsamem Vaterersatz mit Bravour.

Hier merkt man, dass die Rollen der Charaktere perfekt auf Page und Dafoe zugeschnitten sind. Vor allem die Sprachausgabe im Original begeistert und darum solltet ihr Beyond: Two Souls unbedingt mit englischer Sprachausgabe spielen. Falls ihr der englischen Sprache nicht so sicher seit, könnt ihr euch zudem die deutschen Untertitel einschalten oder die gut synchronisierte Version wählen. Durch die Motion-Capturing-Technik wirken die Animationen der Charaktere sehr realistisch und hier kann man fast schon von klassischem Schauspiel sprechen.

Strukturierte Unstrukturiertheit

Der Autor David Cage erzählt uns die Geschichte von Jodie nicht von Beginn an. Er startet mit dem Prolog in dem wir kurz Jodie im Alter von 23 Jahren sehen und dann springt Cage in unterschiedliche Situationen von Jodie's Leben. Grob kann man Beyond hierbei in vier große Abschnitte unterteilen, die sich durch die nicht chronologische Erzählweise immer wieder überschneiden. Im ersten Abschnitt sehen wir Jodie als achtjähriges Kind und erfahren, wie sie und ihre Umwelt mit der Gabe „Aiden“ umzugehen versuchen. Teil zwei widmet sich der jungen rebellischen Jodie, die sich des Teenager-Lebens beraubt fühlt und einen großen Teil ihres Lebens im Labor von Nathan Dawkins verbringt. Im dritten Teil wird die Regierung auf Jodie und ihre Gabe aufmerksam und beginnt damit, Jodie für die eigenen Ziele zu benutzen. Teil vier wiederum zeigt uns Jodie, wie sie auf der Flucht vor dem System ist und nach ihrer Vergangenheit forscht. All diese Kapitel werden nach und nach in einem langen Zeitstrom freigeschalten.

David Cage hat sich dazu entschieden die Geschichte von Jodie und Aiden asynchron zu erzählen. Hierbei springt die Geschichte zwischen den unterschiedlichsten Ereignissen in Jodie's Leben hin und her und das Drehbuch versucht dem Zuschauer die komplette Palette an Emotionen zu servieren. So enthält das Script actionreiche Fluchtsequenzen, Situationen in denen der Horror sehr im Vordergrund steht oder einfühlsame Alltagssituationen.

Während man sich in den unterschiedlichen Level-Abschnitten befindet, fällt es leider sehr auf, dass Beyond sehr linear verläuft. Eine richtige Entscheidungsfreiheit, welchen Weg man hierbei gehen möchte gibt es im Spiel nicht. Die Macher haben sich dazu entschieden ihren Fokus auf die Geschichte zu legen und weniger auf die Handlungsfreiheit im Gameplay. Dies ist schade, doch hier kann man sich selbst die Frage stellen, wie wichtig einem unterschiedliche Variablen bei einer Entscheidung sind? Es ist schwierig, ein Spiel zu entwickeln, in dem die Variationen der Geschichte allesamt gleichspannend zu erzählt werden.

David Cage betonte noch auf der gamescom 2013, dass er dem Spieler eine möglichst große Entscheidungsfreiheit geben möchte und dies nicht durch einen „Entscheidungsbutton“ darstellen wollte. Entscheidungen trefft ihr in Beyond durch aktives drücken der Eingabetasten oder durch nichts tun. Ein Beispiel ist eine Verfolgungsjagd in und auf einem Zug. Ihr könnt mit Jodie davonlaufen und die Actionsequenz erleben oder ihr könnt euch direkt zu Beginn von der Polizei schnappen lassen. Das Ende des Abschnittes ist jedoch immer gleich um die Geschichte weiterzuerzählen. Dem Spieler werden hierbei Entscheidungen suggeriert, die Konsequenz ist aber nie so richtig zu spüren, da sich die Macher nun einmal für die Geschichte entschieden haben und Jodie nicht sterben kann. Durch diesen Punkt nimmt sich Quantic Dream selbst den Wind aus den Segeln und entfernt die emotionale Komponente in dem der Spieler keine Angst mehr um seinen Charakter hat.

Schwaches oder starkes Script?

Wie immer liegt die Definition und die Wahrnehmung ob Beyond ein starkes oder schwaches Drehbuch besitzt stark im Auge des Betrachters. Ich würde sagen, dass David Cage ein überdurchschnittliches und homogenes Script abgeliefert hat, bei dem er in der Filmhochschule für Drehbuchautoren eine 2- erhalten hätte. Cage nimmt oftmals Bezug auf unterschiedliche Filmreferenzen. So enthält das Script Referenzen an Carrie, The Abyss oder Teufelskreis Alpha.

Gut empfand ich, dass im Drehbuch die Hauptcharaktere alle einen gewissen Wandel durchleben und sie sich dadurch entwickeln. Auch sind die Motivationen der Charaktere waren nicht immer klar, was zusätzlich für Spannung bei mir gesorgt hat. Leider besitzt das Drehbuch auch einige Logikschnitzer und ist nicht immer plausibel bzw. springt unnötig in den unterschiedlichen Lebenssituation von Jodie hin und her. Dies könnte bei einigen Spielern für Unmut sorgen, da David Cage zu viele unterschiedliche Story-Stränge vermischt.

Das Drehbuch hat auch wunderbare und rührende Situationen. So zum Beispiel direkt zu Beginn des Spiels in der ihr Jodie im Alter von acht Jahren spielen könnt. Im tief verschneiten Winter spielt Jodie mit anderen Kindern aus der Nachbarschaft, versteckt sich hinter Auto's, formt Schneebälle und wirft andere Kinder damit ab. Plötzlich eilt ein Junge von hinten heran und seift Jodie ein. Was als Spiel und Scherz beginnt, hätte tödlich Enden können, als Aiden versucht, Jodie von dem Jungen zu befreien. Der Junge fängt natürlich an zu weinen und Jodie's Vater eilt herbei und schreit Jodie zusammen. Als Jodie schließlich von ihren Eltern ins Bett gebracht wird und zu schlafen versucht, könnt ihr in der Form von Aiden die Eltern belauschen. Ich empfand die Szene schön, da dieser Abschnitt sehr real auf mich gewirkt hat. Ich erinnerte mich während dieser Szene daran, wie die Zeit als Kind war und als ich selbst Mist gebaut hatte und durch die Kinderzimmertür heimlich die Eltern belauschte. Genau von solchen spannenden und emotionalen Szenen lebt Beyond.

Während ich die Abschnitte spielte und erlebte, stellte ich mir immer wieder die unterschiedlichsten Fragen: Warum hat sich David Cage dafür entschieden, Jodie in das Milieu von Obdachlosen zu schicken? Ist Jodie eine gespaltene Persönlichkeit? Wer ist Aiden und wie kommt es, dass Jodie Kontakt zu ihm hat? Ist Aiden ein Beschützer oder ein Teufel? All diese Fragen tragen ihren Teil zur Spannung in der Geschichte bei.

Doch um ein wirklich starkes Script abzuliefern wäre es jedoch nötig gewesen eine weitere Erzählebene in das Spiel zu integriert. Das Script lässt keinen richtigen richtigen Spielraum für Interpretationen und hat nicht die eine spannende Wirkung eines BioShock: Infinite oder Silent Hill 2. Cage möchte mit seinem Drehbuch nur unterhalten und einen spannenden Mystery-Thriller inszenieren. Dies gelingt ihm, da vor allem die wunderbaren Schauspieler einen großen Teil dazu beitragen. Am Ende hätte ich mir mehr Mut von David Cage gewünscht. In diesem Punkt unterscheidet sich David Cage von einem hervorragendem Drehbuchautoren. Wäre Cage nicht in der Position des Gründers von Quantic Dream, würde das Script für zwei Folgen The X-Files reichen. Irgendwann bricht das Script und nimmt eine andere Wendung an. Dies wird euch gefallen, wenn ihr einen spannenden Paranormalen-Mystery-Thriller erwartet und wird euch enttäuschen, wenn ihr eine hartes Sozial-Drama erwartet habt.

Das Freundinnen Prinzip

Die Steuerung von Beyond wurde soweit entschlackt, dass ihr das Spiel auch mit dem Smartphone spielen könnt. In einem Zwei-Spieler-Modus könnt ihr zum Beispiel mit eure Freundin oder eurem Freund das Spiel gemeinsam spielen und erleben. Hierbei schlüpft jeweils ein Spieler in eine der beiden Rollen. Dies habe ich auch ausprobiert und es hat sehr gut funktioniert. Meine Freundin ist überhaupt nicht nicht Gaming-Affin und hat in ihrem Leben ein wenig Fifa oder Street Fighter gespielt. Positiv an der Steuerung ist, dass diese der Geschichte nicht mehr im Weg steht. Wirkte die Steuerung bei Heavy Rain noch arg aufgesetzt und manchmal sehr frustrierend, ist die Steuerung bei Beyond unglaublich intuitiv und auch für Laien leicht verständlich. Wenn ihr euch durch das Level bewegt wird durch einen weissen Punkt eine Interaktion gekennzeichnet. Manchmal müsst ihr auch mehrere Tasten erfolgreich drücken um Abschnitte zu absolvieren. An einer Felswand müsst ihr zum Beispiel erst R1 für die rechte Hand, dann R2 für den rechten Fuss und L1 für die linke Hand und L2 für den linken Fuss drücken um die Felswand zu erklimmen. Doch so Herausfordernd wie in Heavy Rain sind die Tastenkombinationen nicht.

Präsentation

Beyond: Two Souls orientiert sich vom Look & Feel sehr am Medium Film und macht daraus auch auch keinen großen Hehl mehr. Quantic Dream hat sich bei der Präsentation viel Mühe gegeben um eine realistische und in sich geschlossene Welt zu zeichnen. Die Umgebung ist detailliert und die Leveldesigner haben sich gute und viele Gedanken darüber gemacht wie die Welt von Beyond auszusehen hat. Optisch präsentiert sich Beyond auf einem hohen Niveau und sieht fast schon wie eine PlayStation 4-Titel aus. Natürlich kann die Umgebung nicht mit dem Detailgrad der Charaktere mithalten. Die Animationen und der Detailgrad der Charaktere ist im Vergleich zu Heavy Rain deutlich geschmeidiger und besser geraden. Ich habe lange nicht so realistische Gesichtsanimationen gesehen und das kommt dem echten Schauspiel schon sehr nah. Spielt ihr nicht gerade aus der Ego-Perspektive von Aiden wird die Welt von Jodie durch einen „Kameramann“ immer ins rechte Licht gerückt. Im Vergleich zu Heavy Rain wurde zum Glück an den Kamerawinkeln gearbeitet. In Heavy Rain hatte man in Gebäuden noch recht starre Kamerapositionen. Diese weichen jetzt einer dynamischeren Sichtweise. Oftmals folgt die Kamera vor allem in Actionszenen Jodie direkt und filmt ihr über den Rücken. In Räumen ist die Kamera wiederum fest montiert und schaltet zwischen den Perspektiven hin und her. Erreicht ihr einen toten Winkel schwenkt die Kamera Richtung Jodie. Ich fand es schade, dass sich Beyond von Präsentation her von Heavy Rain löst. In Heavy Rain wurde noch die Splitscreentechnik benutzt. Dies ist in Beyond leider nicht mehr der Fall.

Quantic Dream widmet das Spiel dem kanadischen Komponisten Normand Corbeil. Leider war Beyond sein letztes Projekt, da er im Alter von 57 Jahren an Bauchspeichelkrebs verstarb. Um den Soundtrack von Beyond zu beenden wurde der Komponist Lorne Balfe und Produzent Hans Zimmer beauftragt. Der Soundtrack empfand ich als sehr stimmig passt sehr gut in das Universum von Beyond.

Das Blockbuster Prinzip

Kann ein interaktives Drama und Adventure in den gleichen unwirklichen Geld-Sphären eines GTAV's mitfahren? Ich denke nicht! Dafür ist die Geschichte zu speziell und das Spiel ist zu sehr auf das Medium Film ausgelegt. Doch das gute zuerst: Sony ist nicht dazu verdammt mit Beyond einen Hit zu landen. Die Entwicklungskosten beliefen sich gerade einmal auf 20 Millionen US-Dollar. Dies ist wiederum interessant, wenn wir hier das Budget von GTA V als Vergleich heranziehen. GTA V hat schließlich 200 Millionen US-Dollar gekostet. Mit dieser Summe, hätte man 10 unterschiedliche Titel im Schlage eines Beyond's erschaffen können. Hier ist dann aber die Frage angebracht, ob solche Titel überhaupt so viel Geld wieder eingespielt hätten. Nach gut 3 Tagen hatte GTA V schon die eine Milliarden Grenze überschritten.

Beyond hat sich nach gut 3 Wochen und eher durchschnittlichen Kritiken bislang weltweit um die 305.000 mal verkauft. Für einen Exklusivtitel ist dies nicht sehr viel und ich bin gespannt, ob dies Auswirkungen auf David Cage's Kreativität haben wird. Denn das nächste Projekt dürfte aufgrund der PlayStation 4 technisch aufwendiger und damit auch teurer werden.

BEYOND: Two Souls

Entwickler Quantic Dream
Publisher Sony Computer Entertainment
Genre Adventure
dt. Version gekürzt ja
Release 09.10.2013
System
PlayStation 3
Fazit von nEon

Beyond macht es mir wirklich schwer. Auf der einen Seite haben wir hier eine spannende Geschichte mit einigen wunderbaren Abschnitten. Auf der anderen Seite ist Beyond kein Spiel mehr. Beyond ist ein interaktives Drama, dass seinen Fokus komplett auf die Geschichte und seine Darsteller legt. Ich bin zwar ganz froh, dass es Typen wie David Cage gibt, da er der Branche neue Impulse geben kann. Dies gelingt ihm jedoch nicht immer und in meinen Augen stellt sich David Cage zu sehr vor sein Produkt und das lenkt zumindest bei mir von der eigentliche Geschichte ab. David Cage denkt zwar quer. Doch manchmal wünschte ich mir, er würde nicht so an alten Werten festhalten und einfach etwas stringenter im Bezug seiner Geschichte sein.

Abseits von David Cage muss ich aber anerkennen, dass die Präsentation und die schauspielerische Leistung von Ellen Page und Willem Dafoe außergewöhnlich sind. Aus diesem Grund ist Beyond in meinen Augen ein spannendes und mitfieberndes Erlebnis geworden und es geht einfach um die Geschichte, den Schauspielern beim Werk zuzuschauen und dabei von Anfang bis Ende unterhalten zu werden. All jene die sich darauf einlassen, erleben eine spannende und bewegende Geschichte mit einem guten Ende. Beyond ein sehr gut produziertes Unterhaltungsprodukt geworden, welches jedoch mehr den Wert einer Kinokarte besitzen sollte.

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