AquaNox Review: Wasserspiele - pixelmonsters.de
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AquaNox Review

von nEon, 12.11.2001

Wir schreiben das Jahr 2666. Die Menschheit hat die gesamte Oberfläche des Planeten Erde unbewohnbar gemacht, die überlebende Zivilisation flieht in die Tiefen der Ozeane.

Machtkämpfe wüten in gigantischen, schildernden Tiefseemetropolen, während durchgeknallte Söldner und Abenteurer eine fantastische Unterwasserwelt erkunden" - auf diese weise kündigt Massive Development ihr neustes Game Aquanox, dass eine Mischung aus Action und Simulation ist, an. Die Geschichte von Aquanox setzt direkt nach dem Ende der Tiefseesaga Schleichfahrt an. Das Entwicklerteam Massive, dass im Jahre 1996 das Unterwasserspektakel Schleichfahrt programmierte, hat sich an die Arbeit gemacht, einen "würdigen" Nachfolger zu entwickeln. Das Resultat dieser langjährigen Entwicklungsphase heißt Aquanox. Es ist nun ganze fünf Jahre her, als man als Emerald Flint das postapokalyptische Aqua unsicher gemacht hat. Beide Spiele, Schleichfahrt wie Aquanox erzählen die Geschichte des Söldners Emerald "Dead Eye" Flint, in dessen Rolle sich der Spieler in Aqua wiederfindet. Nach dem großen Biontenkrieg ist es jetzt an der Zeit, das zweite Abenteuer zu beginnen. Die Geschichte beginnt damit, dass euch erst einmal eurer Schiff, die Succubus geklaut wird. Nach diesem Vorfall sitzt ihr im wahrsten Sinne des Wortes erst einmal auf dem Trockenem. Der Vorfall ereignete sich bei El Topos Asylum, wo die Story dann auch gleich einsetzt. Um sich ein neues Schiff leisten zu können, heißt es in diesem Fall erst einmal ein paar Aufträge anzunehmen. Nach einem etwas zähem Anfang, beginnt dann im Laufe der Zeit die richtige Storyline. Während Flint in der Tornado Zone dem Geheimnis einer extrem gefährlichen Piratenbande - den Crawlern - auf der Spur ist, kommt es in Aqua's Hauptstadt Neopolis zu einem Putsch, an welchem auch Flints Vaterfigur Admiral Cox beteiligt ist. Das Chaos nimmt seinen Lauf.

Aller Anfang ist schwer

Zu Beginn des Spiels landet man im Menü und macht die erste unangenehme Feststellung. Alle Menüs lassen sich nur per Tastatur ansteuern, eine Maussteuerung gibt es nicht. Die Menüs selber wirken auch recht spartanisch. Die nervige Menüsteuerung ist mit der Zeit etwas belastend. Eine Maussteuerung wäre hier eine sinnvolle Ergänzung gewesen. Neben der linearen Story kann man einige schnelle Gefechte in Form von Duellen usw. wählen, Schwierigkeitsgrade gibt es 5 an der Zahl. Wer der Story im normalen Single-Player-Modus folgt wird auch feststellen, dass man seine gespeicherten Spielstände nirgends laden kann. Dazu muss man erst ein neues Spiel starten und kann erst dann seine Spielstände laden. Mittels des neues Patches zu Aquanox wird dieses Manko aber behoben. Ihr solltet den Patch unbedingt saugen und installieren. Im Spiel werden damit eine ganze Menge widerlicher Bugs entfernt.

Die Story wird mittels einiger mit der Engine und Comicbildern erstellten Filmchen vorrangetrieben. Ansonsten gibt es nur die lineare Dialoganreihung in den Menüs. Es folgt einfach ein Dialog nach dem anderen und man kann hierbei nicht interagieren. Zum Teil sind die Dialoge echt nervraubend, da sich weder die Storyline vorantreiben, noch irgendeinen anderen nutzen haben. Der Comic-Look den Aquanox hat, erweist sich in diesem Fall leider als Misslungen. Max Payne hat uns z.B. gezeigt, dass man auch mit diesem Stil voll und ganz überzeugen kann. Durch die lineare Anreihung der Aufträge und der Dialoge hat der Spieler leider keinen richtigen Bezug zur Welt von Aqua. Dem Spieler wird einfach etwas vorgesetzt und das hat er dann zu schlucken. Aufgrund der Action hat wohl die Präsentation gelitten. Es finden keine Sprungsequenzen zwischen den Bereichen und den Städten von Aqua mehr statt. Ein einfacher Ladescreen ist das Einzige, was der Spieler zu Gesicht bekommt. Die Städte werden nicht mehr vorgestellt und das Fördert nicht gerade die Atmosphäre.

Gameplay

Als Einzelspieler bekommt man 31 umfangreiche Missionen geliefert. Zwischen den Missionen macht man an unterschiedlichen Unterwasserstationen halt, wo man dann für Bares bessere Schiffe, stärkere Waffen, Munition und andere Kleinigkeiten erstehen kann. Von diversen Charakteren bekommt man immer wieder neue Aufträge zugeschoben. Hauptbestandteil ist und bleibt das Ballern. Am Anfang muss man noch lästigen Schrott entfernen bzw. Bionten und Piraten bekämpfen.

Das Gameplay ist hierbei streng linear. Der Boardcomputer "Sally" erläutert das Hauptziel und gibt dann dem Spieler diverse Wegpunkte vor, damit man sich in den dunklen Meeren auch nicht verfährt. Diesen Wegpunkten muss man folgen, da sonst die Storyline nicht weitergeführt wird und somit erscheinen keine Cutscenes in den Missionen, die die Missionen weiterführen. Die Cutscences in den Missionen sind alle mit der Engine erstellt worden und lockern das Spielgeschehen etwas auf. Ärgerlich ist nur, das man diese Zwischensequenzen nicht abrechen kann. Leider haben die Entwickler ihr Missionsdesign nur auf das Ballern ausgelegt. Irgendwie ist es doch immer das selbe, machen sie z.B. den Gegner kampfunfähig bzw. zerstören oder beschützen von diversen Frachtern und Gegnern. Das hatte man alles schon irgendwo so einmal gehabt. Durch das lineare Gameplay bleibt nie richtig Zeit seine Umgebung zu erkunden. Denn Grafisch ist Aquanox ein richtiges Juwel unter den Actionspielen. Viele Dinge, die in Schleichfahrt richtig gut waren haben die Entwickler leider aus dem Gamedesign herausgenommen. Warum muss man jetzt z.B. das Schiff nicht mehr reparieren. Bei Schleichfahrt ging meistens die ganze Kohle für diese Dienste drauf. Einige wichtige wirtschaftlichen Komponenten fehlen somit.

Alle Simulationsfan dürften nachdem erstenmal anspielen ein mulmiges Gefühl in der Magengegend gehabt haben. Aquanox spielt sich nämlich wie ein Ego-Shooter und das dürfte den meisten Schleichfahrtfans recht übel aufgestoßen sein. War Schleichfahrt noch eine Mischung aus Unterwassersimulation und Actionspiel so hat Aquanox jetzt nicht mehr viel mit einer Simulation zu tun. Der Actionanteil überwiegt in Aquanox. Mit eurem kleinen U-Boot habt ihr die Möglichkeit durch das Wasser zu strafen. Da es in einem Ego-Shooter aufgrund der besseren Übersicht keine 360º Wendung gibt, haben sich die Entwickler dazu entschieden, den Looping zu streichen. Aquanox unterstützt zwar die Steuerung mit dem Joystick, diese ist aber nicht zu empfehlen, da man wie bei einem Ego-Shooter mit dem Joystick sehr benachteiligt ist. Die Kämpfe sind im großen und ganzen alle gleich. Man visiert ein Ziel an, und weicht mittels der Strafefunktion den feindlichen Geschossen aus. Richtige Dogfights und komplexe Manöver wie sie es in Schleichfahrt oder anderen Weltraumshootern an der Tagesordnung sind, gibt nicht wirklich. Der Missionsablauf hat sich auch um einiges geändert. Das Abfliegen von Wegpunkten oder ähnlichem gibt es nicht. Es geht nun immer direkt rein ins Geschehen - und nach Erfüllung der Einsatzziele auch gleich wieder raus. Dockingsequenzen sucht man vergebens. Das Missionsdesign scheint stellenweise sehr unausgereift. Einige Mission sind auch im späteren Spielverlauf extrem einfach und wirken wie eine Einführungsmission, andere sind dann wieder unverschämt schwer. Etwas Neues haben die Missionen nicht zu bieten, besonders abwechslungsreich sind sie auch nicht geraten - fast alle beschränken sich auf das reine Ballern.

Optischer und musikalischer Hochgenuss

Aquanox bietet eine ganze Menge für's Auge. Riesige Explosionen erhellen die ganze Umgebung. Riesige Massenschlachten toben in den Meeren und fette Raketen explodieren hierbei an richtig schön designten Schiffen. Die Modelle sind alle sehr schön modelliert und können sich absolut sehen lassen. Zum Einsatz kommt hierbei die eigens programmierte Krass-Engine. Mit ihr ist es möglich, riesige Unterwasserarsenale darzustellen, die sich Kilometerweit in die Tiefen der Meere erstrecken. Besonders viel Zeit zum Betrachten der Umgebung gibt es aber nicht. Der Spieler steht immer unter Spannung und die Action lässt kaum nach. Ingesamt sind die Level aber nicht mehr so groß wie bei Schleichfahrt. Dafür enthalten sie aber schönere Unterwassermetropolen und sehr schöne Effekte, die manchmal etwas übertrieben wirken. Letztendlich besitzt Aquanox aber eine sehr schicke Optik. Der Sound ist ebenfalls wie die Grafik eine Klasse für sich. Es gibt Momente in denen sich die Musik ruhig im Hintergrund bewegt und das Ohr mit trance und melancholische Elementen verwöhnen. Dann plötzlich setzen Drum n' Bass und deftige Techno Elemente wie z.B. Stücke von Prodigy oder den Chemical Brothers ein. In den Massenschlachten rockt die Musik das Geschehen richtig und es macht richtig Spaß den Gegner aufs Korn zu nehmen. In solchen Situationen hat Aquanox einige seiner besten Momente. Aber nicht nur die Musik passt sich sehr gut dem Geschehen an, auch die Dialoge werden von den Sprechern ordentlich und professionell wiedergegeben.

Multiplayerspass

Der Multiplayer-Modus ist nicht wirklich innovativ. Die Entwickler haben die wichtigsten Gameplayelemente aus Q3A und UT geklaut und diese unter die Wasseroberfläche verfrachtet. Zur Auswahl stehen hierbei 8 Multiplayermaps, die durch unsichtbare Trennlinien begrenzt sind. Es kann Deathmatch(Dogfight), Fightclub, Duell und Asylum gezockt werden. Leider kann man nur einen Schiffstyp auswählen und die Waffensysteme sind ebenfalls identisch. Der Multiplayer-Modus ist recht spaßig, kann aber nur für kurze Zeit motivieren, da die strategische Tiefe fehlt.

AquaNox

Entwickler Massive Development
Publisher -
Genre Action-Shooter
dt. Version gekürzt nein
Release 30.11.2001
System
PC
Fazit von nEon

Im großen und ganzen sind die Entwickler sich und ihrem altem Grundkonzept aus Schleichfahrt treu geblieben. Nach wie vor erwarten den Spieler spannungsgeladene Dogfights und eine schicke Optik. Dies ist aber auch schon alles. Im direkten Vergleich zum Original, bietet Aquanox aber nur ein durchschnittliches Missionsdesign. Die Grafik ist zwar zur Zeit der absolute Knaller und kann auf ganzer Linie überzeugen. Doch der spielerische Konsens und die inhaltliche Tiefe bei Aquanox ist leider nur gehobenes Mittelmaß und somit reicht es nicht zum absoluten Überspiel. Den Grafik allein tut es nicht immer.

Viele gute Punkte, die Schleichfahrt hatte, wurden leider nicht konsequent weiterentwickelt. Die Menüsteuerung und die lineare Abfolge der Missionen ist sogar ein klarer Rückschritt gegenüber dem Original. Manchmal wünscht man sich, dass die Entwickler mehr Spieltiefe mit reingebracht hätten. Das Spiel ist irgendwie wie so ein richtiger Popcorn Blockbuster im Sommer. "Krasse" Action ohne viel Sinn und Inhalt.

Wer also ein simples Actionspiel haben möchte, sollte unbedingt zugreifen. All jene, die sich eine Verbesserung zum Original erhofft haben, sollten erst einmal Probezocken, damit ihr euch hinterher nicht grün und blau ärgert. Schleichfahrt wird wohl das einzig wahre Unterwasserspiel bleiben. Trotz der ganzen Kritik ist Aquanox immer noch ein guter Action-Shooter mit dem man viele unterhaltsame Stunden verbringen kann.

7.5