Galacticare und Undead Inc.
Galacticare - Medizin aus dem Weltraum
Im Genre der Krankenhaussimulationen ging es ja noch nie sehr ernst zur Sache, angefangen bei den ersten Varianten wie Theme Hospital. Auf dieser Gamescom konnten wir nun tatsächlich gleich zwei Titel im Bereich der Medizinunternehmens-Simulationen präsentiert bekommen.
Und der erste dieser beiden, Galacticare, reiht sich nahtlos in die Genrehistorie satirischer abgedrehter Simulationen ein.
Man kann den Titel vielleicht als eine Mischung zwischen Theme Hospital und Startopia begreifen. Das heißt man baut im Weltraum ein fliegendes Krankenhaus-Schiff in dem die verschiedensten Aliens behandelt werden müssen. Die Basismechaniken sind dabei relativ bekannt: Patienten kommen herein und man muss ihnen entsprechende Räume bereitstellen mit Diagnoseeinheiten, Behandlungsräumen und auch Warte- und Aufenthaltsmöglichkeiten, so dass es ihnen nicht nur medizinisch besser geht, sondern sie sich auch rundum wohlfühlen. Zusätzlich muss man natürlich das richtige Personal einzustellen, dieses auch betreuen und weiterzuentwickeln um die vielfältigen Herausforderungen zu bestehen. Im Weltraum bestehen diese aber aus einigen Besonderheiten, diverse Aliens sind ganz anders als Menschen und haben andere Erkrankungen und Bedürfnisse. So gibt es z.B. auch eine Parasitologie, wo Parasiten entfernt werden oder einige der Aliens essen z.B. gar nichts, andere haben sehr große Augen und achten dementsprechend mehr auf den Ausblick der Räumlichkeiten. Insgesamt gibt es eine ganze Reihe verschiedener Aliens, die man nach und nach über ihre Symptome kennenlernen muss und demnach sich in der entsprechenden Behandlung verbessert. Menschliche Probleme sind dabei fast schon langweiliger, nebensächlicher Kram. Ein gutes Beispiel ist z.B. das manche Aliens eingefroren sind und über einen Flammenwerfer aufgetaut werden müssen.
Was Galacticare wirklich angenehm vom üblichen Krankenhausmanagement abhebt ist nicht nur die lustige Präsentation mit den abgedrehten Ideen, sondern vor allen Dingen auch ihr zweiter Spielmodus neben dem freien Modus. Im wahrscheinlich wichtigeren der beiden Modi setzt man auf im Vordergrund stehende Story basierende Herausforderungen in den Missionen. Bei diesen 11 Aufträgen haben sich die Macher von Brightrock Games verschiedene abgedrehte Szenarien überlegt. Im Ersten der Gezeigten ging es noch relativ trivial zur Sache: ein Weltraumfarmer hat das Krankenhausschiff beauftragt seine kranke Farm zu heilen. Dabei geht es nicht nur um die Arbeiter, sondern tatsächlich auch um das kranke Gemüse, was die Farm befallen hat. In einem anderen erwähnten Szenario geht es schon etwas wüster zur Sache, denn hier geht es um ein intergalaktisches Metal-Festival, was medizinische Hilfe bedarf. Hier kann man sich denken, dass es vor allen Dingen um Knochenbrüche aus den körperlichen Aktivitäten gehen dürfte.
Zwischendrin kommen auch noch weitere lustigere Ideen dazu, so dass z.B. überdimensionierte Weltraumlebewesen unsere Klinik besuchen und dann mit uns Handel und Forschung betreiben. Zudem haben sich die Macher auch eine Twitch-Integration überlegt, so dass Doktoren und Patienten nach den Zuschauernamen benannt werden. Man sieht also, dass es diesen dritten wirklich nicht am Augenzwinkern mangelt bei ihrem Titel.
Einer der wenigen Punkte die bei Galacticare allerdings noch nicht ganz rund aussah war für mich das präsentierte Benutze-Interface. In Kombination mit der abgedrehten Thematik war es durchaus etwas verschachtelt und auch nicht wirklich einladend was wir dort gesehen haben. Ich hoffe hier gibt es noch meine leichte Überarbeitung. Aber abgesehen davon genau, könnte Galakticare womöglich wirklich ein neuer Stern am Firmament der humorigen Managementsimulatoren werden, wenn die Entwickler sich ausreichend Zeit nehmen nicht nur ihre Erzählung, sondern auch das Gameplay wirklich rund und genauso abgedreht und eigenständig individuell zu gestalten. Da die Entwicklung noch ein bisschen Zeit hat können wir da aber sicherlich das Beste hoffen.
Galacticare Trailer
Undead Inc. - Medizin von ganz unten
Anders als im vorher besprochenem Galakticare geht es bei der zweiten medizinischen Simulation deutlich düsterer zu, wenn auch nicht weniger humoristisch. Undead Inc. versucht eine Aufbausimulation eines skrupellosen Medizin- und Forschungsunternehmens, das nicht davor zurückschreckt auch die dunkleren Seiten des Geschäfts auszuloten. Es kommt schnell der Gedanke auf, dass es hier um eine Art Umbrella Corporation gehen könnte, aber anders als bei denen soll es hier nicht darum gehen ständig geschlagen zu werden, sondern tatsächlich Erfolge vorzuweisen.
Dennoch geht es los wie in einer üblichen Krankenhausmanagementsimulation, das heißt in dem Fall in einer Seitenansicht ähnlich Fallout Shelter baut man als Franchise-Nehmer zunächst einfach Behandlungsräume und Arztpraxen mit Wartezimmer und Personal auf. Das Ganze besetzt man dann mit einer Art Heldencharakter für einen Manager, der auch über bessere Fähigkeiten verfügt als die üblichen Mitarbeiter, sowohl in der Behandlung als auch in der Nutzung der Räumlichkeiten und auch sogar im späteren Kampfsituationen. In der stark zeitlich forcierten Simulation geht es auch vordergründig darum viel Geld zu scheffeln und die Franchisegebühren für sein Unternehmen wieder hineinzubekommen. Dazu muss man nicht nur einfache Behandlung anbieten, sondern eben auch Angebote in teurere Forschungsgebiete ausweiten. Das beginnt mit dem Anbieten einer Apotheke wo man die Verschreibungen verkaufen kann. Und dann weiter mit dem Aufziehen von verschiedenen Forschungslaboren und Logistikobjekten, mit denen es dann möglich ist verschiedene Märkte des zweifelhaften Geschäfts zu bedienen.
Damit bildet man aber eigentlich bis dahin nur die oberflächlichen sichtbaren Bereiche des Unternehmens bisher ab. Richtig interessant, und das ist einer der Kernpunkte von Undead Inc., wird es erst sobald man beginnt sich in den wortwörtlichen Untergrund zu bewegen. Denn damit kann man beginnen die finsteren Seiten des Geschäfts zu bedienen. Dazu gehören nicht nur logistische Unterstützung für Schmuggel und Verkauf von illegaleren Waren wie z.B. sogar Waffen oder Bio-Waffen. Sondern man kann auch sich mit finsteren Gesellen wie der Mafia auseinandersetzen. Aber richtig lustig wird es doch erst wenn man beginnt sich mit denen wirklich menschenfeindlichen Themen zu beschäftigen wie z.B. Forschungen an lebenden Objekten vor allen Dingen auch Tieren, Hunden, Aufbereitung von Biomaterial aus den MitarbeiterInnen sowie Ratten bis hin zu biologisch wirklich gefährlichen Themen wie Zombies und Viren.
Sowohl unser Präsentator als auch das Spiel an sich versuchten das ganze Zeit mit einem sarkastischen Augenzwinkern zu bewerten. Im Spiel spiegelt sich das durch leicht eigenartige Animationen und witzige Elemente wie z.B., dass Drohnen viel der Arbeit beim Bauen erledigen.
Undead Inc. wirkt als ob hier wirklich ein interessantes Konzept besteht und als ob man sich viele Gedanken darüber gemacht hat, wie man kreativ mit dieser dunklen Fantasie eines bösen Pharmaunternehmens ein lustiges Spiel machen kann. Es wirkt aber auch an vielen Punkten noch recht unrund. Natürlich wurde zugegeben, dass es sich um eine Pre-Alphaversion handelt, aber nicht nur wurde gesagt, dass ihre Interfaces vorläufige, unfertige Platzhalter sind. Sondern man hat bei der Präsentation leider schon den Eindruck bekommen, dass hier viele Elemente recht wild zusammengewürfelt wurden, weil sie irgendwie krass wirken könnten aber noch nicht ganz in ihren Implikationen als Spielmechanik durchdacht wurden. Zusammen mit der durchschnittlichen grafischen Präsentation wirkte das Ganze zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sonderlich herausragend.
Wir wollen uns eine offene Einstellung vorbehalten, sind aber vom Gezeigten etwas irritiert bis verwirrt. Wenn sie es nicht schaffen die eigentlichen interessante Konzepte noch stärker in den Spielmechaniken widerzuspiegeln und eine überzeugendere Präsentation sowohl im Interface als auch in der Grafik selbst aufzubauen, dann wird sich zeigen müssen, ob hier noch mehr daraus entstehen kann als eine tiefere, besser steuerbare Variante eines üblichen Handy-Management-Games.
Es ist natürlich toll auch mal unfertige Konzepte auf der Messe präsentiert zu bekommen, damit geht man sich aber auch die Gefahr einher nicht das beste Feedback zu bekommen. Insofern kann man an das Spiel noch etwas verfolgen und zu schauen in welche Richtung sich der Titel entwickelt, denn es wird noch eine Weile dauern bis zum Release. Aber wenn sie auf ihrem jetzigen Pfad bleiben, sehen wir nicht so ganz, dass der Titel wirklich ansprechend wird. Im jetzigen Zustand hat die Präsentation gezeigt, dass man dann für die nächsten Monate sicherlich ansprechendere, bessere Medizinsimulatoren spielen kann. Aber es wäre wirklich schade, wenn nicht auch Undead Inc. noch mal von den Totgesagten zurückkommen könnte.
Undead Inc. Announcement Trailer