Ersatz - Gamescom from Home mit Assemble Entertainment Indies
Neben den großen Stream von Xbox und der Opening Live Night, gab es bei der zweiten rein digitalen Gamescom ja leider fast keine Entwicklerpräsentationen in kleiner Runde. Fast, weil ein kleiner deutscher Indie-Publisher namens Assemble Entertainment unter den neuen Bedingungen eine Chance ergriffen hat uns seine neuen Titel in einem kleinen Gruppen-Video-Call über Discord zu zeigen.
Geile Idee und definitiv besser als gar nichts. Das haben wir natürlich gerne für Euch angesehen.
XEL
XEL ist ein 3D-Retro-SciFi-Action-Adventure mit ganz starker Zelda-Inspiration. In hübschen, sehr klassischen 3D-Stil kommt es mit wirklich sehr niedlicher Grafik. Wie beim großen Vorbild ist die Ansicht aus der Vogelperspektive gehalten, aber die Kamera ist dynamisch einsetzt bei den vielen gut gemachten Dialogsequenzen.
Die sympathische Heldin Reid spricht dabei im Gegensatz zum Genrevater Link doch ziemlich viel um die Spielenden zu leiten und einzustimmen. Wenn sie kämpfen muss, wird das über ein einfaches, aber nicht flaches Kampfsystem gelöst, bei man sogar mit Stamina haushalten muss. Darüber hinaus ist es notwendig viele Ausweichattacken zu meistern und auch der Fernziel-Modus ist eingängig gelöst.
Trotz des Sci-Fi-Stils zeigt das Setting auch ein leicht postapokalyptisches Thema. In dieser kreativen Welt erkundet man einen Planeten, der wie ein Schrottplatz aussieht. Es gibt dort versteckte Wege zu entdecken und kann auch später per Backtracking immer noch mehr Geheimnisse finden. Die verbessebaren Waffen und die auffindbaren Gadgets helfen somit doppelt.
Begibt man sich die fantastisch gestalteten Dungeons ist die Zelda-Verehrung der Entwickler kaum mehr zu verkennen. Die gezeigten Puzzles müssen sich jedenfalls nicht verstecken. Bei der Story hielt es das Studio hingegen eher direkt, auch um gut mit ihren kleineren Ressourcen abzuliefern.
XEL ist ein wirklich schöner, gelungener Tipp für alle, die Zelda lieben aber vielleicht keine Switch mehr haben oder die einen variantenhaften Zwischensnack in dem Genre Action-RPG brauchen.
XEL kommt für Windows PC via Steam, Xbox One X, PlayStation 5 und Nintendo Switch im Q2 von 2022.
Plan B From Outer Space
Ich war ja der Ansicht, dass das uralte Genre Text-Adventures außer in japanischen Visual Novels tot sei. Das bayerische Kleinststudio hinter Plan B from Outer Space zeigt nun meinen Irrtum.
Mit speziellem lokalem Humor erzählen sie eine augenzwinkernde Geschichte über ein Alien, was in Bayern landet und sich dort zurechtfinden muss, inklusive allem möglichen Lokalkolorit. Unheimlich viele Story-Variationen scheint das Spiel zwar nicht zu unterstützen, allerdings kann man einen Charakterhintergrund des Aliens auswählen, was sich in den Dialogoptionen niederschlägt. Ganz kurz ist der Textumfang dann aber auch nicht mit 130000+ Wörtern und 19 Enden. Sogar der Tod des Spielers ist eine mögliche Option.
Wer sich auf das außergewöhnliche Experiment einlassen möchte, kann sich am Schreibstil, Humor und Lokalbezug viel Spaß haben. Bleibt zu hoffen, dass diese spitze Interessengruppe genug Käufer darstellt.
Plan B From Outer Space is coming to Windows PC via Steam, iOS and Android in Fall 2021.
Super Cat Boy
Super Cat Boy ist ein lustiges Pixel-Jump’n’Run, dass zudem auch viele Knarren bietet. Zweiter Charakter neben der Hauptkatze ist das durchgeknallte Weapon-Girl, was allerdings nicht spielbar ist. Das Studio, was mit nur zwei Leuten aus Aachen kommt, will mit diesem süßem Plattformer an ihre Kindheitsspiele der 90er erinnern.
Dazu bedienen sie sich einer einfachen Steuerung und in einem zuckerhaftem “High-Bit-Pixel-Art”-Stil. Inspiriert ist das Gameplay und die Levels hingegen vom alten Mega Man X, Contra sowie Turtles in Time. Dementsprechend siedelt sich Super Cat Boy eher im Genre Gun’n’Run an. Der Felljunge hat zwar viele Angriffe, dennoch ist der Titel aber auch Casual-Spieler gedacht. Typisch geht es in der Story darum, dass ein verrückter Wissenschaftler die Macht mit einer manipulierten Hunde-Armee ergreifen will. Um ihm zu begegnen durchstromert der Kater viele Level-Varianten, die bei Veteranen ständig Erinnerung ans Super Nintendo wach werden lassen.
Super Cat Boy ist ein abgedrehter, lustige, 2D-Retro-Gunner mit schönen Klassik-Reminiszenzen und sehr präziser Jump’n’Run-Steuerung. Ein eigener Stil ist neben den Hommagen dennoch durchgängig auch erkennbar.
Die Fellattacke beginnt dann im Q2 2022.
Itorah
Hübsche Jump’n’Runs gibt es bei den Indies ja viele, allerdings haben die Wenigsten auch eine wirklich eigenständige, tiefe und originelle Hintergrundgeschichte. Das achtköpfige Team hinter Itorah aus Kaiserslautern scheint aber genau in dem Punkt seine Stärke auszuspielen. Für das schon ausgeleuchtete und farbenstarke Artdesign bediente sie sich an der kaum in Spielen berührten mezzo-amerikanischen Kultur, also wo Maya und Azteken aufeinandertreffen und sich deren Einflüsse vermischen.
Aber auch über mehr als 50 Zwischensequenzen in Gamegrafik wird eine starke Beziehung des Spielers zur Welt hergestellt um die Geschichte mit ihren Themen Verlust und Opfer zu erzählen. Schön dabei ist auch, dass es kein Backtracking geben wird, so dass man immer was Neues entdecken kann. Auch wenn das Genre von Itorah schwer zu verorten ist, so machen die Entwickler doch sehr deutlich klar, dass sie hier stark ihre Liebe für die Zelda-Spiele, Ghibli-und Disney-Filme einfließen lassen wollen. Wie auch bei einigen dieser Ursprünge ist auch Hauptcharakter Itorah stumm, ihre Waffe spricht allerdings umso unterhaltsamer. Andere Menschen gibt es im Übrigen in der Welt auch nicht mehr, lediglich viele Wesen mit Masken.
Beim Kampf geht es allerdings eher in eine andere Richtung, da es sich sehr wie ein Brawler mit zusätzlichen Fernwaffen steuert. So aufgestellt ging es bei der Demo vor allem erstmal viel durch dunkle Höhlen und gegen fiese Spinnen. Alle paar Screen kann man an Lagerfeuern Rast machen und diese ermöglich auch gleichzeitig ganz kurz Teaser-Previews des nächsten Levelabschnitts. Mit den Fortschritten im Spiel und dem Besiegen von MIni-Bossen erlangt Itorah Zugriff auf neue Skills, die sie immer noch etwas cooler agieren lässt. Auch sind die Hauptbosse fies designt und stellen gute Herausforderungen dar.
Trotz komplexer Sprungpassagen für die man schon etwas Skill braucht, soll Itorah nicht allzu Hardcore werden.
Schließlich wollen die Entwickler sicherstellen, dass ihre Inspirationen möglichst von vielen Spieler geteilt werden können. Und auch wir würde vielen von Euch einen Einblick in die schöne, mysteriöse von einer Plage gequälten Welt von Itorah und ihrer Rettung empfehlen.
Sphere - Flying Cities
Sphere - Flying Cities versucht einen neuen, ungewöhnlich Ansatz im beliebtem City-Builder-Genre. Die Entwickler Hexagon Sphere Games gehen mit dem Thema in die Postapokalypse und, damit noch nicht genug, auch noch die Lüfte. Man baut also neue fliegende Städte aus alten zerstörten Bodenstädten.
Die Idee dazu basiert auf der Hintergrundgeschichte, in der die Menschheit Anti-Gravitations-Generatoren erfunden hat. Das war nötig, weil man sich in die Stratosphäre flüchten muss da ein Komet den Mond zerstört hat und dessen Fragmente die Erdoberfläche in einen dauerhaften Sandsturm verschwinden lassen hat. … Äh, ja, genau. Klingt alles abwegig, ist aber tatsächlich wissenschaftlich möglich, siehe das Dinosaurier-Aussterbe-Ereignis.
Im Tutorial zeigte man uns den Ausbau der ersten in die Luft erhobenen Stadt, auf deren Insel sich natürlich immer noch Überreste der ursprünglichen Stadt befinden. Glücklicherweise kann man diese Reste abbauen und verwerten um dabei Neues zu bauen sowie Kraftwerke zu betreiben, die wiederum den schützenden Schildgenerator der Insel am Laufen halten. Ohne dieses Schild bekommt man sehr schnell Probleme durch atmosphärische Effekte, die die schönen neuen Gebäude beschädigen. Um den ganzen Zyklus etwas effizienter zu gestalten, lassen sich die technischen Fähigkeiten in einem umfangreichen Tech-Tree weiter erforschen. Da die Ressourcen auf der fliegenden Insel natürlich sehr endlich sind, müssen Spielende sich auf der verwüsteten Erde nach weiteren schwebenden Abbauquellen umsehen. Solche können innerhalb der mehr als 2000 Hex-Sektoren gefunden werden, in die die Erde aufgeteilt wird. Allerdings können solche anderen Sektoren aber auch erhebliche Gefahrenquellen darstellen. Dieser Abbau in anderen Sektoren wird im Spielverlauf als zweite Ressource zudem immer wichtiger.
Es bleibt zum jetzigen Zeitpunkt allerdings erstmal dabei, dass man nur seine erste Stadt als einzige spielen können wird. Auch NPC-Gegner zunächst noch nicht in Aussicht.
Sphere hat ein schön seltsames Konzept und ebenso einen solchen Look. Zwar ist an diesem frühen Punkt noch nicht in jedem Detail klar wohin die Entwickler damit wollen. Auf der anderen Seite kann man sich ja auch mal über einen sehr anderen Titel freuen, der ziemlich kreativ daherkommt und zudem auch eine spannende neue Note ins Genre einbringt.
Sphere - Flying Cities kommt für Windows PC via Steam Early Access im Herbst 2021.