Spaß suchen in einer Simulation von Autoliebhabern für Autoliebhaber
Mit Rennspielen auf Konsolen stellt sich der Status Quo traditionell so dar, dass einerseits jede Konsole ihre eigene exklusive Racing-Serie braucht, gerade auch als Verkaufsargument für die verbesserte Grafik einer neuen Generation. Auf der anderen Seite muss sich jedes Rennspiel entscheiden für welche Zielgruppe von Rennspieler es sich aufstellt. In der langen Geschichte der Gran Turismo Serie zeigte sich dieses Problemfeld an den Titeln immer wieder besonders stark.
Inzwischen feiert Gran Turismo sein unglaubliches 15-jähriges Jubiläum und die Frage steht wieder im Raum wofür der Name „Gran Turismo“ eigentlich steht. Genau diese Frage stellten die japanischen Entwickler um Kazunori Yamauchi, der höchstpersönlich bei der Messe präsentierte, nicht nur sich selbst sondern auch den Automobilherstellern. Zu denen hat Polyphony Digital über die Jahre sehr gute Beziehungen aufgebaut haben und unter der Prämisse „Make your own GT“ antworteten tatsächlich 18 Traumwagenhersteller mit Entwürfen für ganz neue, teils sehr abgefahrene GT-Cars. Diese werden sich zum Jubiläum in Gran Turismo 6 wiederfinden.
Vision Gran Turismo
Der passende Untertitel für das Projekt lautet demnach „Vision GT“. Mit dabei sind sämtliche renommierten Markenhersteller von A wie Aston Martin über I wie Infinity wie Z wie Zagato. Darüber hinaus werden auch sehr abgefahrene Entwürfe bei Gran Turismo 6 bei von bedeutenden Designstudios aus aller Welt umgesetzt, die man nicht direkt mit Autos assoziiert wie Jordan oder Nike. Viele der Autohersteller sehen die stark simulationslastige laut Entwickler sogar schon Experimentier- und technische Testplattform für ihre Fahrzeugideen. Für das finale Spiel ist es geplant, dass jeden Monat ein neues Fahrzeugmodell per Download zu Gran Turismo ergänzt wird. Als neuen Inhalt für die GamesCom präsentierten die Japaner erst einmal ein paar absolute automobile Designklassiker, so z.B. die BMWs 507 von 1957 und Z8 von 2001 sowie den Abarth 1500, den Ford Focus und einen exotischen Pagani. Auch eine neue Strecke hatte man für die Präsentation in Petto. Dabei handelte es sich um den historischen britischen Kurs Goodwood, der durch einen eigenen Club samt Festival verwaltet wird. Auch in England liegt der jetzt neue Kurs Brands Hatch, auf dem früher auch Formel-1-Rennen stattfanden. Der letzte vorgestellte Kurs war dann noch die Strecke Apricot Hill.
Während bis zu diesem Zeitpunkt alles lediglich per klassischer, spießiger Büropräsentation vorgestellt wurde, hatten die Entwickler dann wenigstens noch ein sehr kurzes Demonstrationsrennen im Gepäck. Die Grafik sah wie zu erwarten sehr fantastisch aus, lief superflüssig und stellte sogar fast alles was die nächste Konsolengeneration verspricht in den Schatten. Für die PS4 wird es ohnehin vorerst kein Gran Turismo geben, was ein bisschen schade ist. Aber Polyphony Digital hat bisher schon genug Probleme ihr gewaltiges Inhaltepaket nach und nach aufzupolieren. Immer noch ist nur ein geringer der Anteil der Fahrzeugmodelle auf das aktuelle Grafikniveau hochmodelliert.
Chefentwickler Yamauchi behauptete schließlich er erhalte seine Inspiration für die Serie von überall her und dass die Atmosphäre seines Werkes auch immer den Zeitgeist und sein persönliches Wachstum widerspiegelt. Betrachtet man das aktuelle Gran Turismo muss man aber auch feststellen, dass die Serie in bester japanischer Entwicklerkultur genauso viel Traditionsverwaltung darstellt und sich in der Präsentation sehr trocken und spröde zeigt. Aber vielleicht ist das ja genau die eigentliche Bedeutung von Gran Turismo: hohe Exzellenz für totale Autoenthusiasten. Der Rest spielt ohnehin andere Action-Racer.